Das Kinder- & Jugendheim Paradies verdankt seinen Namen dem Flurnamen «Paradis». Dieser Name ist vermutlich auf die Anwesenheit französischer Truppen und Funktionäre während der Zeit der Helvetik im Distrikt Mettmenstetten (etwa 1798-1803) zurückzuführen. Offensichtlich gefiel der «paradiesische» Ausblick vom Homberg der französischen Distriktsverwaltung so sehr, dass sie ihn in ihrem Sprachgebrauch als «Paradis» bezeichneten.
Was ist ein Flurname?
Ein Flurname ist ein Name, der geografische Orte wie Landschaften, Äcker, Wiesen, Berge, Täler, Flüsse, Seen oder andere geografische Merkmale bezeichnet. Diese Namen sind oft lokal gebräuchlich und können historische, kulturelle oder geografische Informationen über den Ort enthalten. Flurnamen werden oft von den Menschen vor Ort verwendet, um sich in der Umgebung zu orientieren und um bestimmte Orte zu beschreiben.
Die Geschichte des Hauses
Das Wohnhaus Paradies im Wandel der Zeit.
Das Kinder- & Jugendhaus Paradies heute.
Das Ursprungsgebäude des heutigen Kinder- & Jugendhauses Paradies entstand im Jahr 1895 und diente damals als Kurhaus.
Das weithin sichtbare, markante Gebäude am Homberg, das sich auf 600 m Höhe über dem Dorf Mettmenstetten befindet, wurde 1895 als Filiale der Kneipp-Kurhäuser «Lilienberg» und «Arche» in Affoltern am Albis erbaut. Erster Besitzer und Gastwirt war der aus Zürich stammende Robert Markstaller-Schmid. Dieser soll sich von seinen Freunden zum Bau des Hotels überreden lassen haben, er musste es jedoch aus finanziellen Gründen 9 Jahre später wieder verkaufen.
Der Ruf des «Paradis» als Erholungsort war anfänglich so gut, dass kurz vor der Jahrhundertwende die Zürcher Gesundheitsbehörden erwogen, im Haus auf dem Homberg das geplante «Kantonale Lungensanatorium» einzurichten. Die leicht höhere Lage und die etwa 48 Stunden mehr Sonnenschein pro Jahr, die zu erwarten seien, gaben dann jedoch den Ausschlag, dass die Gemeinde Wald im Zürcher Oberland bevorzugt wurde.
Markstaller leitete den Kurbetrieb bis etwa 1904, seine beiden Nachfolger mussten ihre Versuche ebenfalls aus finanziellen Gründen nach kurzer Zeit aufgeben; der Kurbetrieb florierte offenbar nicht mehr.
Das Ursprungsgebäude des heutigen Kinder- & Jugendhauses Paradies entstand im Jahr 1895 und diente damals als Kurhaus.
Albert Einstein in der «Pension Paradis»
Auch der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein, besuchte das Haus in Mettmenstetten in seinen jungen Jahren. Der 20-jährige Student aus Zürich residierte zwischen 1899–1901 des Öfteren mit seiner Mutter und Schwester im Kurhotel «Pension Paradis». Durch seinen regen Briefwechsel mit seiner späteren Frau und Mitstudentin Mileva Maric, die er liebevoll «Doxerl» nannte, weiss man viel über seine Ferien in Mettmenstetten.
Über diese Zeit im Paradies schreibt Hanspeter Isoz in seinem Buch «Wie bitte, Herr Einstein, war das jetzt ganz genau im Paradies?». Ein Buch, das wir Interessierten wärmstens empfehlen möchten.
Nach kurzer Stilllegung übernahm 1912 der Zürcher Weinhändler Emil Landolt (Vater des legendären Stadtpräsidenten von Zürich) die Gebäude und betrieb dort in der Folge eine Weinhandlung mit Restaurant. Ab 1914 übernahm Samuel Gump, ein Zürcher Kaufmann für drei Jahre und verkaufte 1917 an Mathilde Bahs-Reichenbach. Sie führte für zwei Jahre die Einrichtung «Jüdisches Kurhaus Paradies».
1923 ging die Liegenschaft von Mathilde Bahs-Reichenbach an die Heilsarmee über. Nach einigen baulichen Veränderungen wurde ein Heim für damals 75 Kinder eingerichtet. Bis zum heutigen Tag ist das «Paradies» ein sicherer Zufluchtsort für Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht länger in ihren bestehenden familiären Strukturen leben können.