2022 Scooter a Miege – Blaise
2022 Scooter a Miege – Blaise

Durch seine vielen Reisen und Projekte passt Blaises Leben in einen einzigen Rucksack.

Intensives Leben

Blaise wuchs mit seinen beiden Brüdern zwischen Chippis und Siders im Wallis auf. Bereits in jungen Jahren fasste er im Journalismus Fuss – ohne spezielle Ausbildung, dafür mit Talent und Disziplin. Mit 16 gewann er einen Moderationswettbewerb und wurde von Le Nouvelliste entdeckt – der Zeitung, bei der seine Karriere begann. Es folgte eine lange Reise durch die Schweizer Medien­landschaft: Le Matin, Le Nouveau Quotidien, La Suisse und Télévision Suisse Romande (TSR).

Später gründete er seine eigene Agentur Impact.comm und arbeitete als Freiberufler. Seine Tage waren oft lang, manchmal bis zu 19 Stunden. Doch für ihn war Arbeit nie eine Last. «Die Arbeit war für mich immer ein Vergnügen», sagt er heute.

«Ich habe mein Leben im Eiltempo gelebt – vielleicht kommt das Ende deshalb so schnell.»

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Blaise Journalist & Agenturgründer

Das hielt ihn aber nicht davon ab, die kleinen Freuden des Lebens auszukosten. Es fehlte ihm weder an Freunden noch an Gelegenheiten, Partys zu feiern oder Sonne und Strand zu erleben. «Schliesslich muss man den Augenblick leben», gibt er zu. «Ich wusste nicht, wie es ist, unglücklich zu sein.»

Der Wendepunkt

Ein so bewegtes Leben war nur möglich, weil seine Gesundheit mitspielte. Blaise blieb lange Zeit vor Krankheit verschont. Er schluckte keine Medikamente und senkte den Selbstbehalt seiner Kranken­kasse nie. Doch dann änderte sich alles.

Zweieinhalb Jahre lang lebte er unbeschwert, ohne zu ahnen, dass sich in seinem Körper ein Tumor gebildet hatte. Still und unbemerkt begann dieser, Schaden anzurichten. «Man sagt, Krebs sei die heimtückischste Krankheit. Wenn man ihn entdeckt, sei es oft zu spät.» Als Blaise im Juni 2024 die Diagnose erhielt, hatte der Krebs bereits Stadium 3 erreicht. Die Ärzte gaben ihm nur noch wenige Monate.

spital siders-leuk
spital siders-leuk

Blaise musste von heute auf morgen lernen, mit der Krankenhausumgebung klarzukommen.

Heute bereut Blaise, dass er die ersten Symptome ignoriert hat. «Als ich Veränderungen in meinem Körper bemerkte, dachte ich, es sei nichts Ernstes und würde von selbst verschwinden. Doch wenn ich früher Tests gemacht hätte, wäre mein Leben heute vielleicht nicht in Gefahr.» Nach dem ersten Schock lernte er, das Unausweichliche zu akzeptieren. «Ich bin zwar 59, aber eigentlich 116. Ich habe alles in meinem Leben im Schnelldurchlauf erlebt.»

Für seine Familie war die Diagnose schwer zu verkraften – besonders, weil sie sieben Jahre zuvor bereits einen Bruder verloren hatte. «Es ist furchtbar, seinen Angehörigen so eine Nachricht zu überbringen», sagt Blaise. «Man fühlt sich fast schuldig, ihnen diesen Schmerz zuzufügen.» Monatelang schonte er seine Mutter. Erst nach der fünften Chemotherapie, als erste Erfolge sichtbar wurden und Hoffnung aufkam, erzählte er ihr die ganze Wahrheit.

Die Not in all ihren Facetten

Neben der seelischen Belastung durch das Leiden seiner Angehörigen bestimmt die Krankheit auch Blaises eigenes Denken. Keine Minute vergeht, ohne dass er daran erinnert wird. Für sein Umfeld gibt es kaum noch andere Gesprächsthemen – sein Krebs steht immer im Mittelpunkt. Auch die körperlichen Schmerzen sind allgegenwärtig. «Ich mache eine palliative Chemotherapie», erklärt Blaise. «Es ist eine aggressive Therapie mit fünf verschiedenen Wirkstoffen. Mein Körper ist am Limit dessen, was er ertragen kann.»

Hinzu kommt eine oft übersehene Belastung: der bürokratische Aufwand. Von einem Tag auf den anderen erhielt Blaise täglich mehrere Briefe – von seiner Krankenkasse, dem Krankenhaus und anderen Stellen. Ständig wurden neue Dokumente und Formulare verlangt. «Und das in einer Zeit, in der man ohnehin schon geschwächt ist», sagt er.

Blaise – überfordert mit der Bürokratie der Krankenkassen.
Blaise – überfordert mit der Bürokratie der Krankenkassen.

«Diese Bürokratie macht alles noch schwerer.»

Blaise

Krankheit bedeutet auch hohe Kosten, denn medizinische Behandlungen sind teuer. Blaise kann nicht mehr arbeiten und hat als Selbständiger keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Die Invalidenversicherung greift erst nach einer Wartezeit von einem Jahr. Als seine Ersparnisse aufgebraucht waren, blieb ihm nur die Sozialhilfe. Doch die Erfahrung war ernüchternd. Zwar erhielt er Unterstützung, doch der Umgang mit den Behörden war geprägt von Misstrauen und wenig Einfühlungsvermögen.

Ein sanfter Übergang dank der Heilsarmee

Poste-Sierre
Poste-Sierre

Die Heilsarmee in Sierre reagierte schnell und unbürokratisch auf Blaises Hilferuf.

Heute hat Blaise ein neues Zuhause. Nicht alle Probleme sind gelöst, aber er spürt Erleichterung. Er lebt weiter – Tag für Tag – und setzt sich kleine Ziele. Noch immer kämpft er um sein Leben, doch die Hoffnung bleibt. Seine Lebenserwartung wurde auf Januar 2025 geschätzt. Doch heute ist er noch da – und seine Behandlung zeigt Wirkung. Die gewonnene Zeit nutzt er, um anderen etwas mitzugeben: «Lasst euch testen! Hätte ich es früher getan, wäre meine Krankheit vielleicht harmlos geblieben.»

 

Anmerkung: Neben der Heilsarmee bedankt sich Blaise Carviolini ausdrücklich beim Gesundheitsnetz Wallis und der Krebsliga Wallis. Die Mitarbeitenden dieser Organisationen beschreibt er als hochkompetent, menschlich – und als Menschen, die mehr Anerkennung verdienen. 

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professionelle Hilfe – Gesprächssituation
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