Vlatka_Krippner
Vlatka_Krippner

Vlatka Krippner geht heute voller Mut und Zuversicht durchs Leben. (Foto: zVg)

Geboren und aufgewachsen ist Vlatka in Kroatien, im ehemaligen Jugoslawien. «Wir sind in einem ziemlich strengen Regime gross geworden, aber es war nicht so schlimm wie in anderen Ostblockländern. Tito pflegte gute Beziehungen mit Westeuropa, und wir durften zum Beispiel herumreisen. Was die politische Lage angeht, hatte ich eine ziemlich unbeschwerte Kindheit», erinnert sich Vlatka. «Ich habe acht Jahre die Grundschule besucht und dann eine Maschinenbautechnik-Ausbildung absolviert, mit Abitur. Meine Eltern waren etwas enttäuscht, dass ich nicht Medizin gewählt habe wie meine Schwester, aber ich hatte nicht die Berufung, Ärztin zu werden», erzählt sie weiter. «Und dann kam der Krieg. Ich war sehr jung, 18, als die ersten Anzeichen da waren, und mit 19, als die Berliner Mauer fiel, ging es auch in Kroatien los. Das war schon sehr heftig.»

«Ich lasse nicht zu, dass dich etwas zerstört.»

Abgesehen vom Krieg hatte Vlatka aber von Beginn weg kein unbeschwertes Dasein. Häusliche Gewalt und Missbrauch gehörten seit frühester Kindheit zu ihrem Leben. «Zwischen meinem dritten und 17. Lebensjahr wurde ich von verschiedenen Männern sexuell missbraucht. Ich habe das Erlebte, wie viele Kinder, verdrängt. Einmal, als mein Leben sehr in Gefahr war, habe ich zu Gott geschrien und gesagt: ‹Gott, wenn es dich gibt, dann beschütze mich›. Und er hat wirklich geantwortet und mir zugesagt: ‹Mein Kind, ich lasse nicht zu, dass dich etwas zerstört›. An dieser Zusage habe ich mich festgehalten. Ohne seine Hilfe hätte ich diese Zeit nicht überstehen können», erzählt Vlatka rückblickend.

Wie es zu diesem Gottvertrauen kam

Für andere da sein

Ebenfalls während der Zeit des Krieges lernte Vlatka ihren Mann kennen, von dem sie heute getrennt lebt, und zog mit ihm nach Deutschland, wo sie zwei Kinder bekamen. Da Kroatien damals noch nicht in der Europäischen Union war, waren weder ihre Ausbildung noch ihr Studium anerkannt. «Ich erhielt ein Angebot für eine Stelle als Seelsorgerin, unter der Voraussetzung, dass ich einen deutschen Studienabschluss absolviere. Das habe ich auch gemacht: ein Studium in Religionspädagogik, in Kombination mit Psychologie und sozialer Arbeit», berichtet Vlatka über ihre erste Zeit in Deutschland. Nach dem Studium unterrichtete sie an verschiedenen Schulen, danach arbeitete sie in einer Justizvollzugsanstalt, im grössten Untersuchungsgefängnis Deutschlands, mit Platz für bis zu 2’000 Männer und 165 Frauen.

Es gibt keine «hoffnungslosen Fälle»

Vlatka, die selbst so viel Schlimmes erlebt hat, hatte es über die Jahre mit Gottes Hilfe geschafft, ihren Tätern zu vergeben. Dabei blieb es aber nicht, denn sie sagt heute: «Gott zeigte mir durch die Gefängnisarbeit, dass ich lernen kann, auch die Täter zu lieben und sie als Menschen zu sehen. Nicht, dass man das falsch versteht – jeder muss die Konsequenzen seines Verhaltens tragen. Es ist gerecht, dass sie ins Gefängnis kommen, aber ich meine, man soll innerhalb dieses Rahmens den Menschen zeigen: Es gibt einen liebenden Gott.» Eine Begegnung ist ihr besonders in Erinnerung geblieben. Ein zu einer langen Haftstrafe verurteilter Sexualstraftäter sagte am Ende eines längeren Gesprächs zu ihr: «Du bist der einzige Mensch, der noch einen Menschen in mir erkennt und nicht nur ein Monster.» Das hat sich ihr tief eingeprägt, und Vlatka ist überzeugt: «Es gibt keine Sünde, die Jesus nicht am Kreuz bezahlt hat.»

Rahab Basel
Rahab Basel

Vlatka (rechts im Bild) leitet seit drei Jahren die Arbeit von Rahab Basel bei der Heilsarmee.

Ein Licht der Hoffnung

Seit drei Jahren lebt Vlatka in der Schweiz und leitet die Rahab-Arbeit der Heilsarmee in Basel, wo sie Menschen begleitet, die in der Prostitution tätig sind. «Viele dieser Menschen fühlen sich hoffnungslos, ungeliebt, ungesehen», weiss Vlatka. «Ich gehe zu ihnen, weil ich weiss, wie Dunkelheit sich anfühlt. Meine Geschichte hilft mir jetzt, wenn sie Schwierigkeiten haben, über Missbrauch zu sprechen, weil ich verstehe, wie sie sich fühlen. Ich kann ihnen sagen: ‹Hey, Gott sieht dich, er hat auch für dich einen Plan›. Es ist mir sehr, sehr wichtig, dieses Licht der Hoffnung zu allen Menschen zu tragen.» So wie zum Beispiel zu Petra*, die einen Neuanfang geschafft hat.

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Vlatka ist überzeugt: Auch im dunkelsten Tal gibt es Hoffnung. Sie hat es selbst erlebt.

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