Wie hilfst du fremden Menschen?
Manchmal geht es gar nicht darum, einem Menschen zu helfen, sondern eher darum ihn zu sehen. Ihn wahrzunehmen. Ein Beispiel dazu: Kurz vor Feierabend im Supermarkt an der Kasse. Ich sehe, wie müde die Kassiererin ist, schenke ihr ein Lächeln und wünsche ihr einen mega coolen, relaxten Feierabend. Schon hat sie selbst ein Lächeln im Gesicht und freut sich auf ihren Feierabend!
Warst du auch schon mal auf Hilfe angewiesen?
Ich helfe lieber anderen, als dass ich Hilfe beanspruche. Aber letztes Jahr starb mein Mann. Ich war am Boden zerstört und merkte, dass ich Hilfe annehmen musste. Ich erlebte, wie meine Kinder für mich da waren und mich unterstützten. Eine Schwägerin kam vorbei und erledigte meinen Haushalt. Eine Frau kochte für mich, als ich dazu nicht mehr in der Lage war. Es waren Menschen an meiner Seite zu einer Zeit, als ich nicht mehr konnte. Das zu erfahren, hat mich sehr berührt. Heute gehe ich viel mutiger auf trauernde Menschen zu.
Helfen ist dein Job. Wie ist es, professionelle Helferin zu sein?
Eine professionelle Helferin? Das ist mir eigentlich gar nicht so wichtig. Es ist das Herz, das andere Herzen berührt und kleine oder grosse Welten bewegt. Beherzt da zu sein für andere, mit ihnen unterwegs zu sein, das ist meine Berufung.
Judith Nünlist
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