Einsamkeit als Folge von Armut

Armut grenzt aus

Der Rückzug aus der Gesellschaft ist aber nicht immer nur finanziell bedingt. Oft sind es auch die Reaktionen aus der Gesellschaft – die verurteilenden Blicke, die abschätzigen oder verletzenden Äusserungen. Daher scheuen sich Armutsbetroffene oft davor über ihre Situation zu sprechen. Sie ziehen sich zurück und isolieren sich sozial.

Dazu Dr. Oliver Hämmig vom Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich: «Ein Leben am Rand der Gesellschaft birgt ein Risiko für soziale Isolation. Natürlich bewegen sich auch weniger privilegierte oder randständige Personen in sozialen Gebilden und treten untereinander in Kontakt. Aber die Realität zeigt, dass diese Menschen sich in der Regel zurückziehen. Auch da sie über weniger Ressourcen verfügen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. In einem reichen Land wie der Schweiz gilt man als arm, wenn eine Teilnahme am sozialen Leben nicht möglich ist. Ist jemand arm, dann scheut er sich meist davor, sich zu outen. Dann ist der soziale Rückzug häufig vorprogrammiert. Und da liegt das Problem.»

Bereits ein Beratungsgespräch kann helfen

Genau hier setzt die Heilsarmee mit ihrer Hilfe an, zum Beispiel in der Sozialberatungsstelle in Renens. Andy Beney, Leiter der Beratungsstelle Arc Lémanique berichtet:

«Im Gespräch nähere ich mich dem Thema ohne Tabus an, auch indem ich die Spielregeln unserer heutigen Gesellschaft aufzeige. Betroffenen erkläre ich, warum es wichtig ist, zu einem bestimmten Mass innerhalb des von der Gesellschaft vorgegebenen Rahmens zu leben, um nicht komplett an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden und so unter völliger sozialer Isolation zu leiden. Dies kann sehr schnell geschehen. Oft braucht es nur eine Trennung, Trauer, körperliche Probleme, Ungerechtigkeit oder Konflikte, um sich isoliert und missverstanden zu fühlen. Befindet man sich zum ersten Mal in einer gravierenden Notlage und hat zudem noch ein wirtschaftliches Problem, besteht die reale Gefahr einer sozialen Isolation. Betroffene erhalten eine Art „doppelte Bestrafung“. Sie müssen sich vom erlittenen Schicksalsschlag erholen und zudem einen Ausweg aus den finanziellen Problemen finden. Was ich in dieser Situation tun kann, ist mir Zeit zum Zuhören nehmen, Ratschläge zu geben und Lösungsansätze aufzuzeigen. All dies, ohne zu urteilen. Die Betroffenen müssen erfahren, dass sie nicht die Einzigen in dieser Situation sind, dass dies auch anderen passiert. Es ist wichtig, offen zu sprechen, aber auch in der Lage zu sein, die Leidenden, zu trösten und ihnen Hoffnung zu geben.»

Manchmal braucht es nicht viel, um Hoffnung zu schöpfen

Auch Maggie A. hat durch die Hilfe der Heilsarmee einen Weg gefunden mit der Armut und der Isolation umzugehen. Durch ihre beste Freundin ermutigt, wandte sie sich an die Heilsarmee-Gemeinde in Reinach und bekam dort die dringend benötigte Hilfe. Dank der Lebensmittelabgabe hat sie auch in der zweiten Monatshälfte etwas zu essen. Im nächsten Jahr wird Maggie ihre Ausbildung abschliessen. Danach kann sie mit einem höheren Gehalt rechnen und wieder am Leben teilnehmen. «Dann hoffe ich, wieder etwas mit meinen Freunden unternehmen zu können, Gemeinschaft erleben zu dürfen und nicht mehr so isoliert zu sein», erklärt sie hoffnungsvoll.

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