«Behandelt die Menschen stets so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Denn das ist die Botschaft des Gesetzes und der Propheten.»
Matthäus 7:12
Der Vater ein Playboy, der Stiefvater ein Atheist – Meine Kindheit und Jugend war nicht immer einfach. Als mein Jungschar-Leiter übergriffig wurde, war es für mich erst einmal vorbei mit den Christen. Wie fand ich dennoch zum Glauben?
von Markus Brunner, Divisionsleiter Heilsarmee Ost. Lesedauer: 7 Min. · 0 Kommentare
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Schon als Kind hatte ich eine katholische Bibel, die mir viel bedeutete. Sie gab mir ein Gottvertrauen und ich mochte die Bilder darin. In der Pubertät schmolz dieses Vertrauen und der Glaube an Gott wie Wachs im Feuer. Ich konnte nicht mehr glauben.
Ich bin in eher chaotischen Familienverhältnissen gross geworden. Meine Eltern liessen sich scheiden, als ich vier Jahre alt war. Mein Vater hatte eine Firma, besass einen Porsche, ein Haus mit Swimmingpool und wechselte alle zwei Jahre seine Partnerin. Sein Lebensstil beeinflusste mich als 15-Jähriger genauso wie die Ansichten meines Stiefvaters: Er war überzeugter Atheist. Für ihn war der moderne Mensch aufgeklärt und von Gott emanzipiert. Er verlässt sich nur noch auf wissenschaftlich beweisbare Fakten.
Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte: Gibt es überhaupt einen Gott?
Für mich war klar: Wenn es keinen Gott gibt, würde ich ähnlich leben wie mein Vater, um möglichst viel aus dem Leben «rauszuholen». Aber wenn es Gott doch gibt? Ich hatte weitere Fragen: Was war vor dem Urknall? Was war die erste Ursache? Ein Universum ohne Gott erschien mir unlogisch. Ausserdem war mein Herz überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Ich konnte aber trotzdem nicht an einen Gott glauben, weil dies meinen Verstand überforderte. Ich war in der Zwickmühle.
Weiter erfuhr ich, dass die Bibel von einer Herzensreligion spricht. Also davon, dass Gott mit uns eine Beziehung möchte. Er schenkt uns Vergebung und möchte, dass wir sie an unsere Mitmenschen weiterfliessen lassen. Mich beeindruckte auch das Leben der ersten Christen, wie es in der Bibel (Apostelgeschichte) beschrieben wird. Ihr Leben war von göttlicher Kraft durch den Heiligen Geist geprägt. Dieser will in unserem Leben wirken und uns helfen, nach der Goldenen Regel zu leben.
Ich war fasziniert von all dem, was ich las. Ich schaute nicht mehr fern, sondern las in meinem Zimmer die Bibel, die für mich fortan ein revolutionäres Buch war, das mit Kirche erst einmal gar nichts zu tun hatte! Für mich, der ich im Herzen schon immer ein Revoluzzer war, brachte das einen wichtigen Stein ins Rollen.
Ich sagte mir: «Wenn es wirklich stimmt, was ich da lese, will ich das ausprobieren.» Ich ging in meinem Zimmer auf die Knie und begann, zu Jesus zu reden: «Jesus, wenn es dich gibt, dann bitte ich dich, dass du mir meine Sünden vergibst. Dass du in mein Herz kommst und mich führst.»
Es kamen daraufhin keine Blitze durch die Zimmerdecke, aber mein schlechtes Gewissen verschwand urplötzlich! Das war für mich ein Wunder, denn dieses schlechte Gewissen plagte mich wirklich sehr.
Ich wurde zu einem überzeugten Christen, der manchmal auch mit seinen Familienangehörigen über den Glauben streiten konnte. Später merkte ich, dass es keinen Sinn macht, darüber zu streiten, was wir glauben. Viel sinnvoller ist, für andere Menschen da zu sein!
Mir wurde ausserdem klar, dass das Streiten über den richtigen Glauben aus meiner Unsicherheit herauskam, weil ich Angst hatte, ich könnte den Glauben verlieren. Ich wollte in meinem neu entdeckten Glauben weitergehen und suchte jemanden, der mich als Erwachsener taufen würde. Ich sehnte mich nach dem gleichen Wirken des Heiligen Geistes, wie es in der biblischen Apostelgeschichte beschrieben wird. So kam ich in Kontakt mit einer Freikirche, besuchte eine Bibelschule und fand später den Weg in die Heilsarmee.
In der Heilsarmee-Ausbildung hatten wir die Aufgabe, eine Arbeit über eine der Weltreligionen zu schreiben. Ich schrieb eine Arbeit über den Buddhismus, weil eine meiner Schwestern zum Buddhismus konvertiert hatte. Sie stellte sich bereitwillig zur Verfügung, mir Red und Antwort zu stehen. Im letzten Absatz dieser Arbeit hielt ich fest: «Ein Buddhist will ins Nirvana kommen. Hierzu braucht es mehrere Wiedergeburten. Als Christ bin ich überzeugt, dass ich durch Jesus Christus schon jetzt neu geboren bin, um mit ihm ein neues Leben zu führen.»
Später kam ich über verwandtschaftliche Beziehungen auch mit dem Islam in Kontakt. Ich las den Koran und blieb dennoch überzeugter Christ.
Wieso ich von der Bibel überzeugt und begeistert bin: Alle Religionen glauben, dass man sich als Mensch mit guten Werken den Himmel verdienen muss. Der Mensch will «zum Himmel steigen», egal ob im jetzigen Leben oder über mehrere Geburten. Das Evangelium hingegen hat keine Treppe. Im Gegenteil: Gott kam vom Himmel zu uns herab, um uns Menschen zu begegnen. Das ist es auch, was mich an Weihnachten fasziniert. «Gott wurde Mensch, um uns Menschen da abzuholen, wo wir nun mal sind.» Diese Wahrheit feiere ich jede Weihnacht mit neuen Geschichten, die mir gerade so einfallen. Mit der Zeit ist daraus das Weihnachtsbuch «Neues aus Bethlehem» entstanden.
Markus Brunner (geb. 1963) ist seit 1993 Heilsarmee-Offizier. Er ist seit 34 Jahren verheiratet, hat 4 erwachsene Kinder und 2 Enkelkinder.
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