Kehrt doch um zu mir und werdet still, dann werdet ihr gerettet! Vertraut mir und habt Geduld, dann seid ihr stark!
Jesaja 30:15
Diesen Sommer feiern die Wohn- und Werkstätten Hasenberg ihr 90-jähriges Jubiläum. Im Laufe ihres Bestehens hat sich vieles geändert. Und auch heute ist der Hasenberg stetig im Wandel, wie ein Besuch vor Ort zeigt.
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Einst versorgte die Hasenbergmühle die Gemeinde Waldkirch mit Mehl. 1934 erwarb die Heilsarmee den Landwirtschaftsbetrieb und nahm ein Jahr später die ersten Männer auf. Heute bieten die Wohn- und Werkstätten Hasenberg Männern mit einer psychischen und/oder Sucht-Beeinträchtigung verschiedene Wohnangebote, geschützte Arbeitsplätze und Beschäftigung in einer Tagesstätte. Bis zu 44 Männer wohnen und bis zu 52 arbeiten im Hasenberg. Je nach Eignung sind sie in grosszügigen Einzelzimmern, Zweier-Wohngemeinschaften und eigenen Studios untergebracht oder wohnen extern.
Peter W. ist einer der Bewohner des Hasenbergs, der in einem Einzelzimmer wohnt. Das Zimmer ist liebevoll mit Modellautos eingerichtet und dekoriert. Sie sind Peters ganzer Stolz. Er ist gelernter Tankwart. Lange betrieb er eine eigene Tankstelle in der Nähe von St. Gallen. Mehrere Operationen an Hüfte, Füssen und Knien führten jedoch dazu, dass er nicht mehr arbeiten konnte und sich bei der IV anmelden musste. Im Hasenberg fand er ein neues Zuhause und rüstet nun mit viel Elan frisches Gemüse für den Hofladen.
In der Montage geht es etwas weniger rustikal zu und her. Hier durftet es aktuell nach ätherischen Ölen. Mit einer CNC-Fräse werden Duftlampen für einen externen Kunden hergestellt. Hier gibt es auch ein Gerät für Rundgravur und seit neuestem einen Gravurlaser. In der Montage arbeitet auch Thomas A. (57 Jahre). Als seine Frau 2021 starb, brach Thomas’ Welt zusammen. Er wurde alkoholabhängig. Es folgten mehrere Aufenthalte in Entzugskliniken und Psychiatrien. Selbst im Hasenberg verfolgte ihn die Sucht weiterhin: «Zuerst habe ich im Garten gearbeitet. Doch da habe ich mich selbst überfordert. Ich konnte abends nicht aufhören, wollte immer noch das Nächste und das Nächste erledigen, bevor ich Feierabend machte.» Dies führte zu einem Rückfall. In der Montage geht es Thomas nun besser. Er bestückt fleissig kleine Holzkistchen mit Füllmaterial für einen externen Auftraggeber. Thomas wohnt im Dachstudio des Bauernhauses. Stolz erzählt er, dass er es selbst ausgebaut und renoviert hat. Für die vielseitigen Angebote im Hasenberg ist er sehr dankbar.
In der Küche hat Alfred W. seinen festen Platz. Seit 29 Jahren ist er im Hasenberg und somit Urgestein des Hauses. Er unterstützt den Koch und die anderen Angestellten in der hauseigenen Küche, die jeden Tag für die Bewohner und Belegschaft des Hasenbergs kocht. Im Alter von 51 Jahren hat er noch seinen Abschluss als Küchenangestellter EBA nachgeholt. Ein wichtiger Schritt für ihn, denn seitdem ist er auch vom Alkohol weg.
Das Arbeitsangebot des Hasenbergs ist so vielfältig wie seine Bewohner. Auch bei der Hotellerie, Hausreinigung und der Wäscherei sowie in der hauseigenen Gärtnerei sind die Bewohner engagiert.
90 Jahre und voller Tatendrang: So spriessen gefühlt in jeder Ecke des Hauses und in jeder Himmelsrichtung des Geländes neue Projekte aus dem Boden. Wie zum Beispiel der «Weg der Stille», der zum Jubiläum auf dem Gelände des Hasenberg eingerichtet wurde. Drei bis vier Stationen laden zum Verweilen, zur Regeneration und Einkehr ein. Bei der Erstellung wurden die Bewohner des Hasenbergs einbezogen. In einem Workshop wurden sie gefragt, was für sie «Stille» sei. Mit kleinen baulichen Massnahmen wurden die Stationen nun bis zum Sommer 2023 gestaltet. Dazu musste ein Weg freigeräumt und befestigt sowie eine kleine Treppe in den Wald gebaut werden, von wo aus man Sicht auf das offene Feld hat. Mit etwas Glück sieht man von dort auch Wildtiere wie Dachse, Rehe und Hirsche.
Des Weiteren entstanden Stationen an einem Bachlauf im Wald und an einer Brücke mit Sicht auf den Kirchturm von St. Pelagiberg. Die Männer in der Holzverarbeitung trugen mit selbst gebauten Bänken zu dem Projekt bei.
Das Wohnheim der Heilsarmee bietet bis zu 44 Männern in schwierigen Lebenssituationen vorübergehend oder dauerhaft ein Zuhause und eine sinnvolle Tagesstruktur.
Die Bewohner sind aufgrund einer Suchterkrankung oder einer psychischen Beeinträchtigung nicht in der Lage, selbständig für sich zu sorgen. Die Institution bietet im Rahmen ihrer Tagesstruktur geschützte Arbeitsplätze an, z.B. in den Bereichen Montage, Bio-Gemüseanbau, Liegenschafts- und Gartenpflege, Paletten- und Brennholzproduktion, Küche und Hauswirtschaft und Front Office. Diese stehen auch Frauen und extern wohnenden Mitarbeitenden zur Verfügung. Ein weiteres Angebot der Institution Hasenberg ist die Tagesstätte, in der Menschen mit Beeinträchtigung (auch im Pensionsalter) eine Beschäftigung und einen abwechslungsreichen Alltag finden.
Mit kreativen, sinnstiftenden und leichten Tätigkeiten fördert die Tagesstätte die Inklusion der Teilnehmenden und ihre Teilhabe an der Gesellschaft.
Mehr zum HasenbergWeitere spannende Informationen zu unserer Arbeit finden Sie in unserem Magazin. Eine Auswahl der neusten Beiträge:
Judith Nünlist
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