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Bei unserer Ankunft gibt es Morgenessen. Das Team nimmt sich eine Viertelstunde, um sich mit Brot und Gebet zu stärken für den bevorstehenden Non Stop-Service, der mindestens bis 14 Uhr dauert. Das Wort Gottes gibt Kraft für jeden und jede, um mit den Schicksalen, die unsere Klienten erleben, mitzufühlen.
Nabor stellt routiniert Tische und Stühle im Esssaal auf und deckt die Tische, der Saal ist bereit. Weiter geht’s in der Küche: Nabor stellt das Material bereit, richtet den Salat an und serviert ihn auf den Tellern.
Schon treffen die ersten Gäste ein. Man kennt sich. Der Service ist intensiv, es läuft ohne Unterbruch. Immer dabei das Lächeln und ein paar nette Worte zwischen Nabor und seinen Gästen. Heute ist es eher ruhig, nur 50 Personen essen: Als Vorspeise ein gemischter Salat, als Hauptgang Spaghetti mit Tomaten- und Thunfischsauce. Angeregte Gespräche an den Tischen dauern bis zum Kaffee. Plötzlich brechen alle auf, jeder und jede geht wieder seines Weges.
Das Team räumt auf und putzt, um den Saal für die nächsten Aktivitäten blitzblank zu haben. Und schon steht der Lieferwagen der Schweizer Tafel vor der Tür, mit der Lebensmittel-Lieferung für die Mittagessen der nächsten Tage. Jeder und jede packt an, der Chauffeur hat noch viele Stationen anzufahren an diesem Tag. Danach werden die Lebensmittel sortiert und entsprechend im Kühlschrank oder im Lager aufbewahrt.
Der Tag neigt sich dem Ende zu, Müdigkeit kommt auf. Es hat nicht einmal für eine Pause gereicht, von einem Interview nicht mal zu sprechen. Doch Nabor hat doch noch einiges zu sagen.
Über Nabor und sein Engagement
Wer kommt in der Tagesbetreuung Renens zum Mittagessen?
Das Publikum ist sehr verschieden: Working Poor, Einsame, Verwahrloste. Viele, die durch sämtliche soziale Netze unserer Gesellschaft durchgefallen sind.
Wer ist Nabor?
Nabor arbeitet seit neun Jahren in der Tagesbetreuung der Heilsarmee in Renens. Was braucht es nicht alles dazu? Motivieren, animieren, Menschen in Not ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, zuhören, mit Rat und Tat zur Seite stehen und dabei menschlich sein gehört neben seinen offiziellen Aufgaben immer dazu.
Durch seine Herkuft aus Ecuador hat Nabor spanische Muttersprache, die er tagtäglich einsetzt, um den zahlreichen Migranten aus Lateinamerika mit einem Empfang auf Augenhöhe zu begegnen. Seine Beratung hilft diesen Menschen – häufig Sans-Papiers, die weder über einen Job, einen Schlafplatz noch finanzielle Mittel verfügen – ihren Alltag zu bewältigen.
Woher hat Nabor seine Motivation, Gutes zu tun?
Viele der Gäste kommen traurig oder niedergeschlagen an, von ihren Sorgen halb erdrückt. Nabor empfängt sie mit wohlwollenden Worten, einem Getränk und vielleicht einem Ratschlag, der weiterhilft. Den Hoffnungsschimmer in den Augen dieser gebeutelten Menschen zu sehen, wenn sie wieder gehen, das ist es, wofür Nabor das alles tut. Er will Menschen in Not helfen, ihre Hoffnung nicht zu verlieren, oder sie wieder aufleben zu lassen.
Was bringt dieses Engagement Nabor selbst?
Anderen zu helfen beschert ihm eine grosse Zufriedenheit und erfüllt seinen tiefsten Wunsch, Hoffnung und Freude zu teilen. Zusammen mit seinen üblichen Aufgaben langweilt er sich nie. Er hat den festen Glauben, dass die Arbeit der Heilsarmee das Leben von Menschen – und sogar nachfolgenden Generationen – zum Positiven verändert.