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Das Centre-Espoir ist ein Lebensort mit dem Ziel, die Bewohnerinnen und Bewohner bei ihren Lebensprojekten, ihrer Gesundheit oder ihrer Entfaltung zu begleiten. Es verfügt über 122 Zimmer (darunter vier Notzimmer), die sich auf sechs Etagen verteilen. Die Werkstätten der Institution bieten 76 Arbeitsplätze für rund 120 Arbeitnehmende. Diese werden in fünf Arbeitsbereichen betreut: Holz, Keramik, Garten, Mehrzweck und integrierte Aktivitäten.
Ein inspirierendes Zuhause
Das Centre-Espoir ist ein Ort der Zugehörigkeit und der Autonomie. Die individuelle Betreuung ist spezifisch auf Ansprüche und Möglichkeiten der Bewohnenden wie den Beschäftigten ausgelegt. Das Begleitpersonal ist rund um die Uhr anwesend und unterstützt die Bewohnerinnen und Bewohner dabei, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen oder eine gewisse Autonomie zu bewahren.
Die Einrichtung bietet den Bewohnenden und Beschäftigten die Möglichkeit, wieder einen Lebensrhythmus zu finden, sich mit den Handlungen des täglichen Lebens vertraut zu machen und von einem Lebensraum und Arbeitsalltag zu profitieren, der zu ihrer Entwicklung beiträgt. Zudem können sie Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen, aufrechterhalten und entwickeln, was wiederum ihre sozialen Fähigkeiten stärkt.
Ein wohlwollendes Arbeitsumfeld
Das Centre-Espoir ist mehr als ein Zuhause. In den Werkstätten finden Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung entsprechend ihrer Fähigkeiten ein wohlwollendes Arbeitsumfeld. Die Anforderungen konzentrieren sich im Wesentlichen auf das Qualitätsniveau des gelieferten Produkts oder der erbrachten Dienstleistung, und nicht auf die quantitative Produktionsleistung. Durch Zuhören, Dialog und Beobachtung können die Sozialpädagogen die betreuten Personen besser kennenlernen und so die angebotene Betreuung anpassen.
Ein langer Weg zum Glück
Teil der Werkstätten des Centre-Espoir sind die integrierten Aktivitäten. Zu diesen zählt auch die Wäscherei. Diese befindet sich in den Räumlichkeiten des Centre-Espoir und kümmert sich um die Pflege der Kleidung und Haushaltswäsche mehrerer Heilsarmee-Standorte in Genf. Einer der Mitarbeitenden in der Wäscherei ist Raphael Gimeno (34). Über seinen langen Weg zum Glück und wie er ins Centre-Espoir gefunden hat, erzählt er selbst:
«Kurz nach der Geburt traten bei mir Komplikationen auf. Deren Folgen schränken mich in verschiedenen Situationen ein. Auch wenn man es mir auf den ersten Blick nicht ansieht, erlebte ich aufgrund meiner Einschränkung oft Ablehnung. Manchmal fällt es mir schwer, mir Dinge zu merken, die sich andere leicht einprägen können. Ich brauche oft etwas mehr Zeit, um Aufträge entsprechend den Erwartungen umzusetzen. Zudem habe ich eine kindliche Seite, die gern herumalbert. Dies führt wiederum dazu, dass ich oft nicht ernst genommen werde, auch wenn ich mich mit einem Thema auskenne.
Ein Leben ohne Anerkennung
Dieses Schema zog sich durch mein gesamtes Leben. So erfuhr ich auch auf der Arbeit immer wieder Ablehnung. Meine Leistungen wurden nicht geschätzt und ich wurde mehrmals entlassen. Um dieser täglichen Frustration zu entfliehen, begann ich Cannabis zu konsumieren. So fand ich ein wenig Trost. Das tat ich dann 15 Jahre lang, bis ich den Weg ins Centre-Espoir der Heilsarmee fand.
Eine neue Chance
Ich bin ein Mensch, der arbeiten möchte. Zuhause sitzen und Däumchen drehen ist nichts für mich. Im Internet fand ich die Stelle als Wäschereihelfer im Centre-Espoir. Ich durfte mich vorstellen und Ende Oktober 2017 meinen neuen Job antreten. Zu Beginn war es eine fremde Welt für mich: zuvor hatte ich keine Berührungspunkte mit der Heilsarmee, und ich war der einzige Mann im Team. Inzwischen sind wir mehrere. Ich wurde herzlich empfangen. Rasch spürte ich die – für mich neue – Wertschätzung gegenüber mir als Person und meiner verrichteten Arbeit.
«Im Centre-Espoir werde ich respektiert und unterstützt. Ich fühle mich anerkannt.»
Als ich im Centre-Espoir zu arbeiten begann, führte ich bereits eine wunderbare Beziehung mit meiner Partnerin, wohnte jedoch noch bei meinem Vater. Im Frühjahr 2018 bezog ich dann meine erste eigene Wohnung. Zu Beginn lebte ich allein, was ich sehr genoss. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich tun und lassen, was ich wollte.
Eine eigene Familie
Eines Tages hatte meine Partnerin starke Bauchschmerzen. Wir gingen ins Krankenhaus und sie brache ein gesundes Mädchen zur Welt. Niemand, nicht einmal sie, hatte die Schwangerschaft bemerkt. Als ich im Centre-Espoir anrief und erzählte, was los ist, glaubten sie mir zuerst nicht, da wir eine Woche zuvor noch dort waren und niemandem die Schwangerschaft aufgefallen war. Die Familie meiner Partnerin war grossartig. Sie unterstützte uns auf der ganzen Linie. Bereits einen Tag nach der Geburt unserer Tochter, hatten wir alles, was wir brauchten.
Seite an Seite in die Zukunft
Bei der Arbeit habe ich mich schnell eingelebt. Unterdessen übernehme ich die Rolle eines Ausbildners. Wenn eine neue Kollegin oder ein neuer Kollege anfängt, achte ich besonders auf die Einarbeitung, damit sie oder er sich wohlfühlt. Ich habe im Centre-Espoir mehr als eine Anstellung gefunden und bin darüber sehr glücklich. Hier gibt es einen pädagogischen Rahmen, wohlwollend und respektvoll. Ich lerne viel, erlebe Menschlichkeit. Man wird nicht beschimpft, sondern respektiert und unterstützt. Ich fühle mich anerkannt. Die Menschen hier helfen dir, deine Probleme zu verstehen und eine Lösung dafür zu finden.
«Dank der Heilsarmee gewann ich mein Selbstvertrauen zurück.»
Ich würde gerne das eidgenössische Berufsattest EBA als Ausbildner machen, damit ich mein Wissen weitergeben kann. Durch meine Lernschwierigkeiten fürchte ich jedoch die schulischen Herausforderungen. Doch auch hierbei unterstützt mich das Team des Centre-Espoir, und so blicke ich getrost in die Zukunft. Zudem wünschen wir uns zweites Kind und würden gern etwas ausserhalb der Stadt ein neues Zuhause finden. Aber nicht zu weit weg, denn das Aufgeben meiner Anstellung kommt für mich nicht in Frage.»
Judith Nünlist
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