Obdachlosigkeit in der Schweiz
Vor allem, wenn die Temperaturen sinken, können die Notunterkünfte die Nachfrage nach warmen Betten nicht mehr befriedigen. So startet jeden Winter eine Debatte über die Anzahl der Menschen, die hierzulande auf der Strasse leben. Obdachlosigkeit zu erfassen, ist jedoch nicht einfach. Obdachlosigkeit ist überall vorzufinden. Auch in der reichen Schweiz.
Erstmalige Studie zur Erfassung Obdachloser in der Schweiz
Forscherinnen und Forscher der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) führen derzeit die erste
schweizweite Studie zur Erfassung Obdachloser durch. Finanziert wird diese Studie durch den Schweizerischen Nationalfonds. Das Team um Professor Jörg Dittmann geht mit der 2020 gestarteten Studie u.a. der Frage nach: Wie viele Menschen sind in der Schweiz von Obdachlosigkeit betroffen? Erste Ergebnisse liegen nun vor, die der Heilsarmee freundlicherweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wurden.
Wie viele Menschen sind in der Schweiz von Obdachlosigkeit betroffen?
Eckdaten zur Studie – Obdachlosigkeit in acht der grössten Städte der Schweiz: Im Dezember 2020 und März 2021 wurden 1182 Nutzer und Nutzerinnen von Notschlafstellen sowie Tageseinrichtungen für Wohnungs- und Obdachlose in den Städten Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, Sankt Gallen, Zürich und Lugano nach ihrer Wohn- und Lebenssituation befragt (www.obdachlosigkeit.ch). Unter den aktuell von Obdachlosigkeit Betroffenen waren 17% Frauen und 83% Männer. Die Mehrheit der Befragten, d.h. 67.4% (797 Personen) hatten im Laufe ihres Lebens schon einmal draussen übernachtet, 64.8% (766 Personen) haben im Laufe ihres Lebens in einer Notunterkunft geschlafen. Knapp die Hälfte (46.4%, d.h. 548 Personen) musste wegen Wohnungslosigkeit auch mindestens einmal vorübergehend bei Freunden, Freundinnen oder Bekannten unterkommen.
Die Heilsarmee und die Obdachlosigkeit
Bei der Heilsarmee stand schon immer der Mensch im Mittelpunkt, vor allem Menschen in Not. Wenn niemand mehr da ist, dann hilft die Heilsarmee. Das Thema Obdachlosigkeit steht somit stark im Fokus der Arbeit der Heilsarmee. An verschiedenen Standorten in der Schweiz leistet die Heilsarmee Hilfe für obdachlose Menschen. Das Ziel ist immer, die Menschen von der Strasse zu holen und die bestmögliche, schrittweise Normalisierung einzuleiten. Ein Leben auf der Strasse raubt den Betroffenen die Hoffnung und Würde, oftmals auch die Selbstachtung. Mit sozialer Wärme und praktischen Angeboten versuchen wir diesen Menschen den Alltag zu erleichtern.
Zuerst hinschauen und dann Lösungen anbieten
Dass das Thema Obdachlosigkeit endlich auch in der Wissenschaft angekommen ist, ist ein grosser Fortschritt. Erstmals werden in der Schweiz Obdachlose gezählt. Die Schweizer Nationalfonds-Studie** des Teams von Professor Jörg Dittmann (Fachhochschule Nordwestschweiz) bringt Licht in die Thematik der Obdachlosigkeit. Erst wenn eine Tatsache, wie die Obdachlosigkeit, genauer betrachtet, analysiert und kommuniziert wird, wird das Thema in der Gesellschaft wahrgenommen und diskutiert. Und erst dann können wir dem Problem auf den Grund gehen und mit Hilfsangeboten nicht nur die Symptome bekämpfen. Bis jedoch fundierte Lösungen für das Aufheben oder Mindern von Obdachlosigkeit gefunden werden, ist die Heilsarmee für Menschen in Not da.
*Quelle: Presseraum Europäisches Parlament
Dave Naithani
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