Lesedauer: 10 min. · 0 Kommentare
·Artikel teilen
Mayday – Ich brauche Hilfe!
Hast du dich jemals über den Ursprung des Wortes «Mayday» gewundert, dem internationalen Notruf, der von Schiffen und Flugzeugen verwendet wird? M. Nora Klaver erklärt in ihrem Buch «Mayday! Um Hilfe bitten in Zeiten der Not», dass dieser Begriff aus dem französischen «m’aidez» stammt und wörtlich «Helft mir!» bedeutet. In ihrem Buch listet Klaver Gründe auf, warum Menschen oft ein Hilfeersuchen verzögern, bis sie den Punkt der Verzweiflung erreicht haben. Hier nur eine kleine Auswahl daraus:
- Fragen wir vielleicht zu spät? Wir fragen vielleicht zu spät, weil wir nicht früh genug erkennen, dass wir tatsächlich ein Bedürfnis haben.
- Sehen wir das ganze Bild? Wir sehen vielleicht nicht das ganze Bild, so dass die Hilfe, um die wir bitten, nur einen Teil unseres Bedarfs erfüllt.
- Bitten wir die richtige Person? Wir können die falsche Person oder Personen bitten, uns bei unserer Anfrage zu helfen.
- Ist unsere Anfrage nach Hilfe klar formuliert? Unsere Anfragen können so unklar sein, dass andere möglicherweise nicht verstehen, dass wir überhaupt Hilfe brauchen.
Hilfe mag kommen, aber weil wir in unseren Anfragen nicht klar genug waren, ist es vielleicht nicht die richtige Hilfe.
Hilfe annehmen – wieso fällt uns das so schwer?
In unserer Gesellschaft gilt: Anderen zu helfen ist nobel. Sich helfen zu lassen ist schwach. So sieht zumindest das Stigma in den Köpfen vieler aus. Auf die Frage, warum es uns so schwer fällt, Hilfe anzunehmen, ist Klaver auf einige Mythen gestossen, die uns allen wohl selbst sehr wohl bekannt sind.
Mythos 1: Wenn Sie um Hilfe bitten, sehen Sie schwach oder bedürftig aus.
Realität: Es ist keine Schande, sich in wahren Zeiten der Not an andere zu wenden. In der Tat ist es ein Zeichen der Stärke.
Mythos 2: Um Hilfe zu bitten, kann Beziehungen schaden.
Realität: Bei gesunden Beziehungen geht es um Geben und Nehmen – nicht nur ums Geben.
Mythos 3: Um Hilfe zu bitten bringt andere in eine unangenehme Lage.
Realität: Es liegt in der menschlichen Natur, Hilfe anzubieten, wenn man jemanden in Not sieht – und es ist nicht anders, wenn andere Sie in Not sehen.
Mythos 4: Um Hilfe zu bitten könnte zu Ablehnung führen.
Realität: Selbst eine «Nein» – Antwort bietet die Möglichkeit, mehr über sich selbst – und Ihre Beziehungen – zu erfahren.
Mythos 5: Um Hilfe zu bitten bedeutet, dass Sie den Gefallen erwidern müssen.
Realität: Hilfe, die frei gegeben wird, kommt ohne Bedingungen – ausser einem einfachen und aufrichtigen Dankeschön.
«Anderen zu helfen ist nobel. Sich helfen zu lassen ist schwach.»
Um Hilfe bitten ist notwendig
Wie wir gesehen haben, gibt es viele Gründe, sich gegen Hilfe zu sträuben. Die Sache ist aber die: Das Leben ist allein nicht zu meistern. Menschen sind soziale Wesen, die seit Urzeiten in Gruppen auftreten, um zu überleben. Zu denken, der Fortschritt der Menschheit könnte uns plötzlich alles allein schaffen lassen, geht nicht auf. Es sollte also der Punkt im Leben eines jeden einzelnen kommen, an dem man lernt, Hilfe anzunehmen.
Hilfe annehmen, bedeutet Stärke
Wer sich immer davor fürchtet, andere um einen Gefallen zu bitten, mag nach aussen stark und selbstständig wirken. Diese Aussenwirkung kann aber auch nach hinten losgehen. Die US-Psychologin Vicki S. Helgeson fand zum Beispiel heraus, dass die Hilfsbereitschaft anderer abnimmt, wenn man stets alle Hilfsangebote ablehnt. Die anderen denken dann, man würde sehr gut allein zurechtkommen und keine Hilfe brauchen. In der Folge hören sie auf, ihre Hilfe anzubieten. Das hat allerdings fatale Folgen für das Gleichgewicht in Beziehungen – ob zwischen Freundinnen oder Partnern. Gesunde Beziehungen fussen immer auf einem ausgewogenen Geben und Nehmen.
«Das Leben ist alleine nicht zu meistern.»
Lassen Sie sich helfen –
der Mayday-Prozess
Um sicherzustellen, dass Hilfesignale sowohl mit Stärke als auch mit Klarheit übertragen werden, empfiehlt Klaver diesen siebenstufigen Ansatz:
- Nennen Sie die Notwendigkeit! Verlangsamen Sie und stellen Sie sich einige Fragen, damit Sie genau klären können, was Sie brauchen.
- Gönnen Sie sich eine Pause! Sie werden nie frei um Hilfe bitten können, es sei denn, Sie glauben wirklich, dass Sie sie verdienen.
- Machen Sie einen Sprung! Sie müssen die notwendige Selbstsicherheit haben, um einen Vertrauenssprung in Richtung der Hilfe zu machen, die Sie suchen.
- Fragen Sie! Dies ist der Schritt, bei dem Sie die Anfrage tatsächlich stellen. Erweitern Sie Ihre Liste der Helfer; generieren Sie so viele Namen potenzieller Helfer wie möglich - fragen Sie auch diejenigen, die nein sagen könnten.
- Seien Sie dankbar! Dankbarkeit ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Es ermöglicht Ihnen, freundlich und offen zu bleiben, unabhängig von der Antwort auf Ihre Anfrage.
- Hören Sie genau zu! Hören Sie nicht nur auf die Worte, sondern auf die zugrunde liegenden emotionalen Botschaften, die in die Antwort auf Ihre Anfrage eingebettet sind.
- Sagen Sie Danke! Der letzte Schritt besteht darin, Danke zu sagen - ob Ihr Helfer zustimmt, Ihnen zu helfen oder nicht. Verwenden Sie die «Drei-Danke-Regel», indem Sie dreimal Ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen: wenn die Vereinbarung getroffen wird, wenn der Bedarf erfüllt wurde und wenn Sie Ihren Helfer das nächste Mal sehen.
Hilfe geben und Hilfe annehmen!
Wir bei der Heilsarmee wissen um die Problematik, dass sich Menschen nicht gerne helfen lassen. All die oben genannten Gründe wie Schwäche, Verletzlichkeit oder Angst vor Ablehnung sind vor allem in unserer täglichen Arbeit mit Menschen in Not leider an der Tagesordnung. Aber nur schon das Bewusstsein darüber, lässt uns beharrlich bleiben und bedürftigen Menschen stetig und behutsam Hilfe anbieten. In der Hoffnung, dass sie Vertrauen fassen und sich getrauen entweder das Hilfsangebot anzunehmen oder eventuell sogar um Hilfe zu bitten. Wir bleiben zuversichtlich, dass wir mit deiner Unterstützung weiterhin Erfolge erzielen. Jeden Tag aufs Neue.
Quellen:
https://www.publishersweekly.com/9781576754511
https://www.emotion.de/psychologie-partnerschaft/persoenlichkeit/hilfe-annehmen
Sag es weiter!
Wenn du genauso begeistert bist wie wir von #StandByMe, dann behalte es nicht für dich, sondern erzähl es der ganzen Welt oder zumindest deinen liebsten Menschen. Vielleicht können wir sie auch bald zu unserer #StandByMe-Community zählen und gemeinsam die Welt ein bisschen besser machen.
#StandByMe weiterempfehlen
Judith Nünlist
Artikel teilen
This site is protected by reCAPTCHA and the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.