Nach einer kräftigenden und wärmenden Mahlzeit begeben wir uns auf die Strassen von Zürich – der Langstrasse entlang, über den Helvetia-Platz weiter zum Stauffacher. Bereits nach wenigen Minuten treffen wir auf die ersten Bekannten. Mein Team und ich halten uns etwas zurück, um die Betroffenen nicht zu bedrängen. Die Begegnung der Open Heart-Crew mit den Süchtigen ist sehr herzlich – man kennt sich halt!
Unsichtbar und einsam
Während Pjtsch noch im Gespräch ist, spricht mich ein Mann mittleren Alters an. Sein Stand ist unsicher und sein Atem riecht nach Alkohol. Interessiert erkundigt er sich, wer wir sind und was wir hier tun. Auf meine Antwort versichert er mir umgehend, dass er nichts mit dieser Szene zu tun habe, ausser dass er in der Stadt lebe. Eine Reaktion, die das Open Heart bei seiner Strassenarbeit oft erlebt, wie mir das Team später erklärt. Ich biete ihm ein Sandwich an, er lehnt ab. So unterhalte ich mich weiter mit ihm und merke schnell, dass er dies sehr geniesst. Wieder einmal wird deutlich, dass ein Leben mit der Sucht zu Einsamkeit führen kann: Sei es, dass sich Menschen von einem abwenden oder man bemüht ist, in der Öffentlichkeit nicht aufzufallen und sich deshalb zurückzieht. Das Gespräch ist locker und entspannt. Nach einigen Minuten verabschieden wir uns. Die Begegnung hinterlässt bei mir einen bleibenden Eindruck und ein gutes Gefühl. Bemerkenswert, was eine kleine Geste, wie eine kurze Unterhaltung, bei allen Beteiligten bewirken kann.
«Auch das gehört zur aufsuchenden Gassenarbeit: Sich Zeit nehmen und zuhören sind grundlegend, um Vertrauen aufbauen zu können», erklärt Pjtsch und weiter «nur so ist es möglich, mit den Menschen eine Bindung einzugehen und herauszufinden, wie wir eventuell zusätzlich helfen können.»