Erfrierungen
Bereits Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt können zu Erfrierungen an Händen, Füssen, Ohren und Gesicht führen. Unbehandelte Erfrierungen können Gewebeschäden bis hin zur Amputation verursachen.
Der kalte Winter ist eine grosse Herausforderung für obdachlose Menschen. Wie kommen sie durch die kalte Jahreszeit und wie können Sie ihnen helfen?
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Stellen Sie sich vor, Sie wachen an einem frostigen Wintermorgen auf, aber statt in einem warmen Bett befinden Sie sich draussen auf einer Parkbank. Der Schnee bedeckt Ihre wenigen Habseligkeiten, und die Kälte ist allgegenwärtig.
Für mehr als 2000 Menschen in der Schweiz ist diese Vorstellung Realität*– sie haben keinen festen Wohnsitz und kämpfen das ganze Jahr ums Überleben. Im Winter sind die Bedingungen für jeden einzelnen Obdachlosen noch prekärer. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt erhöhen die Risiken für gesundheitliche Probleme wie Erfrierungen und Atemwegserkrankungen – der Winter ist für Menschen ohne Obdach lebensgefährlich.
*Quelle: Drilling, Matthias / Küng, Magdalena / Mühlethaler, Esther, Dittmann Jörg (2022): Obdachlosigkeit in der Schweiz. Verständnisse, Politiken und Strategien der Kantone und Gemeinden. Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) (Hrsg.).
Extreme Wetterbedingungen bringen zahlreiche gesundheitliche und lebensbedrohliche Risiken mit sich:
Bereits Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt können zu Erfrierungen an Händen, Füssen, Ohren und Gesicht führen. Unbehandelte Erfrierungen können Gewebeschäden bis hin zur Amputation verursachen.
Längeres Verweilen in der Kälte führt zur Abkühlung des Körpers unter 35 °C, was lebensbedrohlich ist. Symptome wie Zittern, Desorientierung und Bewusstlosigkeit treten auf, und ohne schnelle Hilfe droht der Tod.
Kalte Temperaturen und fehlende Schutzräume schwächen das Immunsystem. Krankheiten wie Bronchitis, Lungenentzündung oder Grippe treten vermehrt auf.
Dauerhafte Kälte, Schlafmangel und Angstzustände verstärken Depressionen und andere psychische Erkrankungen. Hoffnungslosigkeit kann zu erhöhtem Suchmittelkonsum oder sogar Suizidgedanken führen.
Der Körper benötigt in der Kälte mehr Energie, doch viele Betroffene haben keinen Zugang zu ausreichend nahrhaften Mahlzeiten. Dehydration ist ein unterschätztes Problem, da weniger Wasser getrunken wird, obwohl der Körper weiterhin Flüssigkeit braucht.
Schlafplätze im Freien oder in belebten Gegenden bergen das Risiko von Übergriffen, Diebstahl oder Gewalt, besonders bei alleinstehenden Frauen.
Fehlende geeignete Schuhe und mangelnde Sichtverhältnisse in der Dunkelheit erhöhen die Gefahr von Stürzen und Verletzungen.
Nicolas Gabriel lebte 15 Jahre auf den Strassen und am Stadtrand Zürichs. Er weiss sehr gut unter welchen Bedingungen Menschen ohne Obdach leben müssen. Als Betroffener gibt er uns Einblick in sein ehemaliges Leben als Obdachloser in Zürich.
In einem zwölfminütigen Film nimmt uns Nicolas mit zu Stationen seines ehemaligen Lebens in Obdachlosigkeit. Abseits der üblichen Touri-Pfade gewährt er Einblick in den Alltag und die Herausforderungen von obdachlosen Menschen. So hat Nicolas als Obdachloser überlebt.
Nicolas' StadtführungWir haben einige praktische Tipps zusammengestellt, wie Sie obdachlose Menschen unterstützen können.
Der Winter macht die Härten, die obdachlose Menschen das ganze Jahr ertragen müssen, auf besonders drastische Weise sichtbar. Kälte und Lebensgefahr sind dabei nur die Spitze eines tieferliegenden Problems, das von Armut, Ausgrenzung und fehlender Unterstützung geprägt ist. Echte Hilfe bedeutet daher, nicht nur akute Not zu lindern, sondern auch langfristige Perspektiven zu schaffen. Die Heilsarmee leistet genau das: Sie hilft in akuten Krisen und arbeitet zugleich an Lösungen für die verborgenen Probleme wie fehlende Sicherheiten, Rückzugsorte, Beziehungen, gesundheitliche Versorgung und Ressourcen, die ein Leben in Würde ermöglichen.
Ist Ihnen das Thema Obdachlosigkeit genauso wichtig wie uns? Hier finden Sie eine aktuelle Auswahl von Beispielen aus unserer Arbeit. Danke, dass Sie sich für dieses wichtige Thema engagieren!