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Durch die Hilfe von travailPLUS schöpfte Celine wieder Mut und fand ihre erste Stelle auf dem Arbeitsmarkt.

Die Kindheit von Celine war so, wie man sich eine Kindheit wünscht. Ihre beste Freundin wohnte keine fünf Minuten entfernt und die beiden Mädchen verbrachten jede freie Minute miteinander. Celine hatte auch klare Pläne für ihre Zukunft – sie würde berühmt werden und die Welt bereisen. Auch nach der Trennung ihrer Eltern und dem Umzug fand Celine schnell neue Freunde. Sie war integriert und bereit, sich ins Leben zu stürzen.

Ein Nervenzusammenbruch verändert alles

Bis zu jenem ominösen Tag in der achten Klasse. Nachmittags war Sportunterricht. Über Mittag ging es Celine schlechter: «Ich führte mein ungutes Gefühl darauf zurück, dass ich Sport nicht mochte.» Dann begann der Unterricht und sie fühlte gleichzeitig Kälte und Hitze, ihre Beine waren wie aus Gummi, sie zitterte, ihr war schlecht und sie hatte unerklärliche Angst. Sie begann unkontrolliert zu weinen. «Ich konnte nicht sagen, was oder wie ich mich fühlte. Meine Mutter und Grossmutter gingen mit mir zum Arzt. Die Diagnose: Nervenzusammenbruch! Es hiess dann: viel schlafen, sich ausruhen und nicht aufregen. Ich dachte, das sei wie eine Grippe: ein paar Tage Ruhe und dann ist alles wieder gut», erklärt sie.

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Aber immer, wenn sie anderntags in die Schule wollte, konnte sie nicht mehr schlafen und hatte unverständliche Angst. Das ging so weit, dass Celine sich morgens regelmässig übergeben musste und Panik bekam. Sobald sie sich jedoch von der Schule abgemeldet hatte, verschwanden die Symptome und sie nahm sich somit vor, am nächsten Tag wieder in die Schule zu gehen. Dies wiederholte sich Tag für Tag. Mit der Zeit bekam Celine dann auch Angst vor dem Morgen.

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Panikattacken und Depressionen isolierten Celine und machten sie einsam

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Celine mit ihrer Betreuerin von der Heilsarmee, bereits nach dem ersten Gespräch fühlte sie sich erleichtert.

Hoffnung und Rückschlag

Dank der Medikamente schaffte Celine den Schulabschluss und absolvierte erfolgreich das 10. Schuljahr. Danach machte sie die zwei­jährige Ausbildung zur Büroassistentin (EBA), die sie als Jahrgangsbeste abschloss. Celine hängte zwei Jahre an und schaffte den KV-Abschluss (EFZ). Nach dem Abschluss konnte sie im Betrieb bleiben, wechselte jedoch die Abteilung. Aufgrund von Unterbesetzung fehlte die Zeit, Celine richtig einzuführen. Sie machte Fehler und diese führten schnell zu Reklamationen von Mitarbeitenden, Vorgesetzten sowie Kundinnen und Kunden. Als sie eines Tages wieder auf einen Fehler hingewiesen wurde, begann sie unkontrolliert zu weinen, brach zusammen, wurde krankgeschrieben und freigestellt.

Inzwischen nahm Celine seit mehreren Jahren Antidepressiva. Da sie nun nicht mehr arbeiten konnte, entschied sie, die Medikamente abzusetzen und einen Versuch, ohne sie zu wagen. Die Medikamente schützten Celine nicht nur, sie liessen sie auch abstumpfen. Zuerst ging es ihr schlechter. Dann veränderte sich etwas. Celine konnte wieder fühlen, hören und sehen. Doch ihre Ängste blieben.

Verloren im Versicherungs-Dschungel

Die Kranken­taggeld­versicherung brachte Celine an einem Beschäf­tigungs­platz unter. Schnell zeigte sich jedoch, dass sie in ihrem Zustand dem geforderten 50 Prozent-Pensum nicht gewachsen war. Daher sah sich die Versicherung ausser Stande, ihr zu helfen und es folgte der Abbruch der Massnahme. Wieder war Celine allein. Auf der Suche nach Hilfe führte sie unzählige Telefonate, schrieb zahllose Mails und versuchte die angeschriebenen Stellen gegenseitig in Verbindung zu bringen. «Das war nicht einfach für jemanden, der keine Ahnung von der Thematik hat und führte schliesslich auch nicht zum Erfolg», führt Celine aus.

«Eine der ersten Fragen, die die Gesellschaft stellt, ist: ‹Was arbeitest du?› Hast du darauf keine Antwort, gehst du immer weniger raus und isolierst dich.»

Nach all den ergebnislosen Versuchen, beantragte Celine Unterstützung bei der IV. Nach dem Erstgespräch glaubte sie, dass sie nun endlich an der richtigen Stelle ist und Hilfe bekommen würde. Dann folgte die Enttäuschung: Die IV lehnte Celines Antrag ab, da sie keine Medikamente einnehmen wollte. «Erneut war ich allein, enttäuscht und verloren im Versicherungs-Dschungel», führt Celine nachdenklich aus. Die ganze Familie war verzweifelt. Tagelang suchten sie nach Hilfe.

travailPLUS – Retter in der Not

Celine erhielt eine Absage nach der anderen. Ohne IV-Bescheid oder weitere Unterstützung war es beinahe unmöglich einen Beschäftigungsplatz zu finden. Dann stiess ihre Mutter auf die Heilsarmee und travailPLUS. Endlich ein Angebot, das keine Zuweisung durch Dritte brauchte. Celine schöpfte Hoffnung und nahm Kontakt auf. Bereits nach dem ersten Gespräch fühlte sie sich erleichtert. travailPLUS übernahm für sie die Verhandlungen mit den Versicherungen und sorgte dafür, dass Celine die Unterstützung erhielt, auf die sie Anrecht hatte.

Celine am Stehpult ihres Arbeitsplatzes vermittelt duch travailPLUS
Celine am Stehpult ihres Arbeitsplatzes vermittelt duch travailPLUS

Celine wagte einen dreimonatigen Arbeitsversuch im ersten Arbeitsmarkt und es funktionierte hervorragend.

Kurz darauf konnte Celine sich in die Tagesstruktur der «Südkurve» in Thun eingliedern und nach sechs Monaten arbeitete sie bereits 30 Prozent. «Das gab mir ein gutes Gefühl. Ich konnte wieder von der Arbeit erzählen! Denn die Arbeit war und ist immer wieder Thema – bei Freunden und der Familie. Ich konnte lange nicht mitsprechen, da ich ja nichts gemacht hatte. Nun konnte ich auch wieder etwas erzählen. Das half mir auch, wieder etwas aus meiner selbst auferlegten Isolation zu kommen. Auch, dass ich andere Menschen mit ähnlichen Problemen kennenlernen durfte, die verstehen konnten, warum ich hier bin, war ein Segen für mich. Mit einigen habe ich bis heute Kontakt», erzählt Celine lächelnd.

Inzwischen hatte Celine auch eine gute Psychologin gefunden. Dank deren Betreuung gab Celine den Medikamenten noch eine Chance. So hatte sie nun auch Anrecht auf Unterstützung durch die IV, die ihr ermöglichte, die «berufliche Förderung und Klärung (BFK)» in Thun zu besuchen. Nach fünf Monaten arbeitete sie 60 bis 70 Prozent und wagte einen dreimonatigen Arbeitsversuch im ersten Arbeitsmarkt. Es funktionierte hervorragend.

Raus aus der Einsamkeit, rein ins Leben

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  • Levi Schläpfer

    Wahnsinn! Sehr berührende Geschichte.

    Schön zu wissen das es doch noch Organisationen gibt, die komplette Hilfe leisten wollen.

    Ich hatte selbst eine Depression. Musste mich jedoch selbst wieder heraus finden aus meiner Lage. Vom Staat und Kliniken erhielt ich leider keine komplette Hilfe. Die bekamen nur mein Geld der Krankenkasse, und ich ging leer aus.

    Meine Familie und Freunde hilfen mir aus meiner Depression.

    Danke für diese Mundmachende Geschichte.

    • Gino Brenni, Heilsarmee Autor

      Vielen Dank für Ihren Kommentar und das Lob! Es ist ohne die Unterstützung von Familienmitgliedern und Freunden meist sehr schwierig, Depressionen zu überwinden. Häufig kommen jedoch Angehörigen an eine Grenze, wo sie auch nicht mehr mittragen können. Dann ist es wichtig, auf professionelle Hilfe zählen zu können. Alles Gute Ihnen!

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