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«Ich bin ein Haribo», sagt Res lachend: «Meine Herkunft ist eine bunte Mischung!» Er ist wohlbehütet in Irland und Deutschland aufgewachsen und absolvierte in der Schweiz eine Ausbildung in der Medizintechnik. Bevor er jedoch als gesuchter Fachmann in die Arbeitswelt eintauchen konnte, wartete noch die Rekrutenschule auf ihn. Das änderte alles: «Ich blieb sechs Jahre beim Militär. Viel zu lange!», erzählt er mit einem Schmunzeln und ergänzt: «Doch diese Zeit hat mich geprägt.»
Als junger Feldweibel auf Friedensmission
Seine medizintechnische Ausbildung machte Res auch für das Militär zu einer begehrten Fachperson. So blieb es nicht bei der obligatorischen Rekrutenschule: Res wurde zum Feldweibel ausgebildet. Damals erfuhr er von der NATO-Friedensmission «Partnership for Peace» in der Westsahara, an der sich auch die Schweizer Armee beteiligte. Man fragte ihn, ob er an dieser Mission teilnehmen möchte – und Res sagte nach kurzem Überlegen entschlossen zu: «Ich war Feldweibel, hatte den Lastwagenführerschein und meine medizintechnische Ausbildung.»
Für zweieinhalb Jahre war die Wüste sein Zuhause. Es war eine lehrreiche und prägende Phase für ihn: «Im Sand knüpfte ich Freundschaften, die bis heute anhalten. Und ich lernte, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt, auch wenn sie unbequem ist und man improvisieren muss.» Diese Erkenntnis sollte ihn in seinem Leben noch einige Male davon bewahren, die Hoffnung zu verlieren.
Ein folgenschwerer Fehler
Zurück in der Schweiz arbeitete Res noch einige Monate als Hilfsausbildner im Militär. Doch dann war es Zeit für eine Veränderung. Er quittierte seinen Dienst und übernahm das Transportunternehmen eines entfernten Verwandten. Von da an fuhr er als Geschäftsführer und Fahrer zugleich quer durch Europa. «Damals machte ich einen Fehler. Ich investierte mein Geld in zwei andere Geschäfte und wurde über den Tisch gezogen. Plötzlich hatte ich Schulden.» Res musste Konkurs anmelden und war gezwungen, sein Unternehmen zu verkaufen. So konnte er einen Teil seiner Schulden begleichen.
Doch der Tiefpunkt folgte erst noch: Während des Konkursverfahrens kam es zu Problemen mit dem Steueramt. Res berichtet: «Da hat es mir einfach abgelöscht. Ich bin dem zuständigen Steuersekretär gegenüber handgreiflich geworden.» Res wurde wegen Ungehorsam im Steuerverfahren und Körperverletzung verurteilt – und musste für dreieinhalb Monate ins Gefängnis.
Hilfe von der Heilsarmee zur Stunde der grössten Not
Nicht nur die Heilsarmee hatte während seiner grössten Not ein offenes Ohr für Res. Jeden Freitagabend nach der Lebensmittelabgabe traf sich eine christliche Jugendgruppe im Untergeschoss des Gebäudes der Heilsarmee. Wer mochte, der konnte sich nach dem Anstehen für die Lebensmittel auf eine heisse Tasse Kaffee zu ihnen an die Wärme setzen. Die Jugendlichen waren sehr offen und einladend gegenüber diesen Leuten – egal, ob sie einfach in Ruhe ihren Kaffee geniessen wollten, Zuhörer für ihre Erlebnisse und Sorgen oder ein wenig Geborgenheit suchten. Res war bald jeden Freitagabend dabei und wurde zu einem festen Mitglied: «Ich war sozusagen der Grossvater der Gruppe», sagt er lachend.
Etwa zu dieser Zeit kam Res über einen Kumpel unverhofft zu zwei tierischen Begleiterinnen: Sie heissen Zora und Röteli und sind zwei Katzen, die bis heute bei ihm leben. Res erzählt: «Ich könnte mir ein Zuhause ohne meine beiden Katzendamen nicht mehr vorstellen. Auch wegen ihnen waren die Zwangsräumungen meiner Wohnungen besonders schlimm. Ich musste sie temporär ins Tierheim bringen. Eine Bekannte von mir hat die Kosten übernommen, sonst hätte ich mich von ihnen trennen müssen. Das hätte ich nicht ausgehalten!»
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Judith Nünlist
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