Zobel
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Frank Zobel, Vizedirektor Stiftung "Sucht Schweiz".

Wie hat sich der Drogenhandel in den letzten Jahren entwickelt?

Frank Zobel: Es lässt sich feststellen, dass der Heroinhandel stagniert oder sogar zurückgeht. Der Handel mit Aufputschmitteln und Cannabis sind aber wachsend. Kokain und Ecstasy werden immer reiner und stärker dosiert, gleichzeitig besteht ein grosses Angebot. Die Drogen sind günstig: eine Linie Kokain kostet 10 bis 20 Franken, das Gramm Cannabis für 10 Franken, 5 Gramm Heroin auch mal für 100 Franken. Man kann also schlussfolgern, dass die Bestrebungen, das Angebot zu vermindern und so die Preise in die Höhe zu treiben, gescheitert sind.

In welchem finanziellen Wert werden Drogen verkauft?
Zobel: Kokain und Cannabis decken 80 % des Drogenhandels ab, andere Substanzen den Rest. Rein für den Kanton Waadt ergeben sich jährlich folgende Zahlen (in Umsatzfranken und verkauften Mengen):

  • Cannabis 32-46 Mio. 3,5-5 Tonnen
  • Kokain 47-57 Mio. 400-500 kg
  • Heroin 8-11 Mio. 150-200 kg
  • Rest 15 Mio.

Das ergibt einen Gesamtmarkt von Total ungefähr 100 Mio. Franken.

Wie ist der Drogenhandel organisiert?
Zobel: Die verschiedenen Märkte sind sehr unterschiedlich organisiert, häufig sogar innerhalb einer Substanz stark verschieden. Offen auf der Strasse wird immer weniger verkauft, viel mehr läuft via Heimlieferung oder an einem Treffpunkt. Der Heroinhandel ist traditionell von albanischstämmigen, der Kokainhandel von westafrikanischen Clans des organisierten Verbrechens kontrolliert, wobei aber auch andere mitmischen. Via Darknet funktioniert der Drogenhandel vor allem auf Ebene Grosshandel und Wiederverkäufer.

Welche Drogen sind die gefährlichsten?
Zobel: Heroin bleibt gefährlich, Überdosen davon sind tödlich. Metamphetamin oder Kokain können  jedoch auch zu gefährlichen Situationen führen.

Welches ist das durchschnittliche Einstiegsalter bei den verschiedenen Substanzen?
Zobel: Bei Cannabis ist es um 16 Jahre, bei anderen Drogen 18. Bei Jugendlichen, die früher – also zum Beispiel mit 12 oder 13 Jahren mit Cannabis anfangen, sind spätere, grössere Suchtprobleme praktisch die Regel.

Die meisten Konsumenten von illegalen Dorgen versuchen und konsumieren diese während einer Lebensphase und hören auch damit auf, zum Beispiel wenn sie eine Familie gründen oder wenn sie beruflich aufsteigen. Sie bleiben üblicherweise gesellschaftlich integriert, der Drogenkonsum wirkt sich nicht unbedingt negativ auf ihr Leben aus. Jene, die grosse Suchtprobleme haben, verlieren ihre Arbeit und fallen durch die sozialen Netzwerke, häufig auch bedingt durch gemischten Konsum von Drogen.

Danke für Ihre Antworten.

 

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