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Wenn ein geliebter Mensch stirbt, fällt es manchmal schwer, das Licht durch die dunklen Wolken zu sehen.

Als ich mich mit Philipp zum Interview treffe, begegnet mir ein selbstreflektierter junger Mann, der selbstbewusst seinen Weg geht. Doch vor zehn Jahren sah sein Leben anders aus. Seine Mutter starb, und Philipp sah sich mit einer sehr schwierigen Situation und heftigen Gefühlen konfrontiert.

Trauer und Orientierungslosigkeit

Philipp wuchs in Reinach im Kanton Aargau auf und besucht mit seiner Familie die dortige Heilsarmee-Gemeinde. Er engagierte sich im Teenie-Club, leitete eine Kleingruppe der Teens und stellte sein musikalisches Talent in der Teenie-Band unter Beweis. In dieser Zeit starb seine Mutter an ihren langjährigen Erkrankungen. Der Verlust hinterliess eine grosse Lücke und löste bei ihm Ratlosigkeit, Verunsicherung, aber auch Unverständnis aus.

Wieso musste das geschehen und warum jetzt? Wie sollte er nun sein Leben neu aufstellen? Und obwohl Philipp der Glaube sehr wichtig ist, fragte er sich, warum Gott das zulassen konnte: «Es war eine sehr schwierige Zeit. Es ist sicher ein Ereignis, für das man nie bereit ist», führt Philipp aus. «Bei mir löste der Verlust Orientierungslosigkeit und tiefe Trauer aus. Andererseits war für mich nicht fassbar, dass nun ein so wichtiger Mensch nicht mehr da ist. Ich wusste nicht, wie ich das alles einordnen oder damit umgehen sollte.»

Stirbt eine der wichtigsten Bezugspersonen in unserem Leben, bricht etwas in uns. Gerade in jungen Jahren ist dieser Verlust schwer zu verkraften. In einem Moment stehen wir am Abgrund, um dann mit Entsetzen festzustellen, dass sich dieser hinter uns aufgetan hat. Wie sollen wir an unser bisheriges Leben anknüpfen? Wie eine Brücke schlagen? Wie weitergehen? Wir suchen nach einem Sinn und kämpfen mit unseren Ängsten. Damit wir diese Gefühle verarbeiten und uns selbst helfen können, müssen wir Licht in das uns umgebende Dunkel bringen und Antworten auf die quälenden Fragen finden. Im Video erzählt Philipp, wie wichtig stabile soziale Kontakte in schwierigen Lebenssituationen sein können und wie sie uns helfen, Antworten zu erhalten.

Trauerbewältigung und Normalität

Für die Trauerbewältigung gibt es kein allgemein gültiges Konzept. Zwar kann die Trauer in verschiedene Phasen gegliedert werden, doch ist es immer ein sehr individueller Prozess. Philipp waren nach dem Verlust seiner Mutter zwei Dinge sehr wichtig: zum einen, sich über all die Gefühle und Fragen auszutauschen, die ihn belasteten. Auf der anderen Seite schätzte er die Normalität des Alltags.

Trauerbewältigung durch Gespräche

Nebst Angehörigen und Freunden stand Philipp auch seine Heilsarmee-Familie bei, insbesondere Mirjam. Sie hat ihn in dieser Zeit eng begleitet und gecoacht. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Vertrautheit, die bis heute besteht. «Ich habe Philipp kennengelernt, als ich nach Reinach in die Heilsarmee kam», erklärt Mirjam Haldimann, Verantwortliche Kinder- und Jugendarbeit. «Philipp arbeitete in verschiedenen Bereichen mit, unter anderem leitete er die Teeniekleingruppe mit. Mit allen freiwilligen Mitarbeitenden in der Jugendarbeit führte ich regelmässige Gespräche – hier hat von der Mitarbeit und dem Glauben, über die Schule und das Private sehr vieles Platz. Dadurch bestand die Basis, als seine Mutter starb. Wir konnten auf der bestehenden Beziehung aufbauen und den Weg gemeinsam weitergehen», führt sie aus.

  • Strukturiertes Gespräch – Coaching Die Heilsarmee Reinach legt grossen Wert auf die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden und Gruppenleitenden. Um Fragen und Unklarheiten schnell angehen zu können, finden mit jugendlichen Mitarbeitern und Leitenden regelmässig Gespräche statt. Dabei wird geschaut, wie es läuft, wo Probleme auftreten und wie diese angegangen werden können. Dieses Coaching bietet Raum für Privates, Schulisches, Berufliches und glaubensbezogene Themen.

Sich mit vertrauten Menschen über seine Trauer, aber auch seinen Frust austauschen zu können, war für Philipp sehr wichtig: «Mir haben diese Gespräche in der Zeit nach dem Tod meiner Mutter sehr gutgetan. So konnte ich meine eigene Situation reflektieren. Ein wichtiger Aspekt war, zu hören, dass es in Ordnung ist, wenn es einem eine Zeit lang nicht gut geht, dass trauern okay ist. Zu merken, man ist nicht allein. Auch all die belastenden Gedanken zu teilen – einfach alles mal rauslassen zu dürfen!»

Philipp Dätwyler Trauerbewältigung
Philipp Dätwyler Trauerbewältigung

«Als meine Mutter starb, hatte ich bereits ein Umfeld an Freunden und Familie, die ich als Ansprechpartner sah.»

Philipp

Normalität durch Alltag

Beim Tod seiner Mutter war Philipp in der Ausbildung. Dieser Alltag war für ihn sehr wichtig, um die Normalität ein Stück weit aufrechtzuerhalten. «Was mir geholfen hat, ist, normal behandelt zu werden und nicht immer wieder auf das Ereignis an sich angesprochen zu werden», schildert Philipp. Auch hierbei war ihm die Heilsarmee eine Stütze. Alltägliche oder aktivitätsbezogene Themen wurden besprochen, ohne dass der Tod seiner Mutter immer zum Thema wurde. Es wurde gelacht, geneckt und gequatscht – einfach Normalität gepflegt.

«Es war die Mischung aus Menschen, die für mich da waren, und der Normalität. Auf der einen Seite einfach weitergehen zu können und auf der anderen, den Raum zu haben, alles zu verarbeiten und traurig sein zu dürfen.»

Philipp

Der Weg nach vorn

Heute steht Philipp gefestigt im Leben und geht selbstbewusst seinen Weg. Die Erlebnisse vor zehn Jahren und die dabei entwickelten Strategien haben ihn gestärkt. «Mir geht es heute gut. Ich durfte in den letzten Jahren sehr viel lernen – über mich selbst, zu reflektieren, meine Bedürfnisse zu erkennen und diese auch auszudrücken», erörtert Philipp.

Philipp und Mirjam Heilsarmee Gespräch
Philipp und Mirjam Heilsarmee Gespräch

Philipp und Mirjam pflegen bis heute einen engen Kontakt.

Das Coaching (strukturiertes Gespräch) nimmt Philipp bis heute regelmässig in Anspruch. Er ist sich bewusst, dass Herausforderungen grösstenteils selbst gemeistert werden müssen. Dennoch ist es hilfreich, Ansprech- und Bezugspersonen im Umfeld zu haben. Dazu Philipp: «Ich freue mich auf die Zukunft und auf alles, was noch kommt. Heute, zehn Jahre später, merke ich, dass es auf dem Weg des Lebens immer wieder Stolpersteine gibt, die einen herausfordern. Aber ich habe die Zuversicht, dass diese zu meistern sind, wenn ich die Menschen in meinem Umfeld habe, mit denen ich darüber sprechen kann.»

«Was ich allen gern mitgeben möchte: Such dir Personen in deinem Umfeld, denen du vertraust, mit denen du über Herausforderungen in deinem Leben sprechen kannst. Das muss nichts Grosses sein. Aber es darf sich für dich gross anfühlen. Wichtig ist, dass man einen Kanal findet, um dem Ausdruck zu verleihen, was einen beschäftigt.»

Philipp

Die Geschichte von Philipp zeigt, wie wichtig es ist, in Krisen- oder Notsituationen Menschen zu haben, denen man vertraut. Entscheidend ist, nicht zu warten, bis es zum Äussersten kommt. Greift man rechtzeitig auf sein Umfeld zu, können schwerwiegende Folgen verhindert werden. Über seine Gefühle und Ängste zu sprechen, befreit und bestärkt einen, so dass man selbstsicher und selbstreflektiert seinen Weg gehen kann.

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Symbolbild Vorsorge Testament
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