In vielen Ländern gelten Leprakranke immer noch als «Aussätzige» und werden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Sie fristen ein Leben am Rande der Gesellschaft, ohne Aussicht auf Integration. Gemieden durch die Allgemeinheit und oft auch durch ihre Familien führen sie ein Dasein geprägt durch Einsamkeit und schwere körperliche Leiden. Lassen wir einen Betroffenen seine Geschichte erzählen.
Nach Jahren der Isolation, ist Imran heute glücklicher Ladenbesitzer.
Imran (39) aus Bangladesch erzählt: «Als Kind lebte ich in einem Flüchtlingslager für Nicht-Bengalen in Mirpur, einem Stadtteil der Hauptstadt Dhaka. Aufgrund meiner Erkrankung und den damit verbundenen körperlichen Deformationen wurde ich von den anderen Kindern im Camp und aus der Nachbarschaft gemieden und von den gemeinsamen Aktivitäten ausgeschlossen. Ich war anders und bekam es täglich zu spüren. Auch in der Familie erlebte ich nicht nur Liebe und Verständnis, sondern erfuhr auch hier Zurückweisung. So hatte mein Vater grösste Mühe mich – durch meine Erkrankung gekennzeichnet – als seinen Sohn anzuerkennen.
Projekt zur Leprabekämpfung in Bangladesh
Das Projekt zur Leprabekämpfung hilft Erkrankten, wieder ins Leben zurückzufinden. Sie erhalten Hilfsmittel wie Spezialschuhe oder Gehhilfen, eine Ausbildung oder Unterstützung beim Aufbau eines eigenen kleinen Geschäfts. Besonders bei Kindern sollte Lepra so schnell wie möglich erkannt und bekämpft werden. So können dauerhafte Schäden vermieden und die Integration vorangetrieben werden. Dank der Projekthilfe wird betroffenen Kindern der Schulbesuch ermöglicht. Durch die Gründung von Hilfsgruppen erhalten Betroffene eine Stimme: Sie können die lokale Bevölkerung über ihre Krankheit aufklären und für ihre Not sensibilisieren.
Lepra ist heilbar. Wenn aber die Diagnose erst spät erfolgt, kann die Krankheit dauerhafte Schäden hinterlassen. Noch heute gelten in Bangladesch Lepraerkrankte als Aussätzige und werden von der Gesellschaft gemieden. Dieses Heilsarmee-Projekt setzt sich dafür ein, dass Menschen, die von dieser Erkrankung betroffen sind, wieder selbstbestimmt und in Würde leben können.
«Ich war anders und bekam es täglich zu spüren.»
Imran
Ladenbesitzer aus Bangladesh
Das Flüchtlingslager, in dem ich aufwuchs, lag nahe der Leprastation der Heilsarmee. So hatte ich das Glück, dass mich eines Tages ein mitfühlender Mitarbeiter der Heilsarmee ansprach und mir Hilfe anbot. Das war das erste Mal, dass ich nicht nur auf Ablehnung durch meine sichtbaren Leiden stiess. Ein Hoffnungsschimmer in meinem meist von Traurigkeit geprägten jungen Leben. Man kümmerte sich um einen Arzttermin in einer auf Lepraerkrankungen spezialisierten Klinik der Heilsarmee. Dort wurden bei mir Polio (Kinderlähmung) und Lepra diagnostiziert. Ich erhielt umgehend medizinische Hilfe. Während der sechs Monate der Behandlung wurde mir auch vermittelt, dass ich wegen meiner Krankheit nicht weniger Würde besitze als gesunde Menschen.
Trotz der intensiven Hilfe und Unterstützung durch die Heilsarmee sah ich mich in meinem Leben weiter mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. Für die Gesellschaft war ich immer noch ein Aussätziger. Inzwischen war ich zu einem jungen Mann herangewachsen und hatte das Glück, eine Frau gefunden zu haben und eine Familie gründen zu können. Eine Arbeit fand ich jedoch nicht und hatte Mühe, meine kleine Familie zu ernähren.
«Ich war anders und bekam es täglich zu spüren.»
Imran
Ladenbesitzer aus Bangladesh
«Durch das Projekt habe ich wieder Hoffnung geschöpft.»
Imran
Die Heilsarmee stand weiter an meiner Seite und so bekam ich durch das Projekt für Leprakranke einen Mikrokredit. Mit diesem eröffnete ich einen kleinen Laden für Alltagsgegenstände. Vom täglichen Erlös kann ich meine Familie ernähren und es ist mir auch möglich, einen Teil der Einnahmen auf die Seite zu legen. Mit dem Ersparten kann ich nun das Schulgeld für meine Tochter bezahlen.
«Durch das Projekt habe ich wieder Hoffnung geschöpft.»
Imran
Imran beim Carom-Spiel mit seiner Frau.
Imran und seine Familie
Dank der Aufklärungsarbeit der Heilsarmee hat auch mein Vater seine Ansicht geändert. Er akzeptiert mich nun ganz als seinen Sohn und ist sogar stolz auf mich und das, was ich erreicht habe. So leben wir heute gemeinsam unter einem Dach. Erst kürzlich bin ich erneut Vater einer Tochter geworden. Zudem bin ich Mitglied einer Selbsthilfegruppe und besuche regelmässig die Treffen.
Durch das Projekt und die Selbsthilfegruppen kann ich nun auch staatliche soziale Fürsorge beantragen, was mich und meine Familie zusätzlich entlastet. Ich bin der Heilsarmee sehr dankbar. Durch das Projekt habe ich wieder Hoffnung geschöpft, meine Würde wiederentdeckt, mich mit meiner Familie versöhnt und konnte mich in die Gesellschaft integrieren.
Die Internationale Entwicklung der Stiftung Heilsarmee Schweiz setzt Hilfsprojekte für Menschen in Not um. In 12 Ländern helfen unsere Projekte über 300 000 Menschen, ihre Lebensumstände zu verbessern.
Schwerpunkt Bangladesh
Die Heilsarmee führt Projekte in Bangladesh und verbessert damit die Lebensqualität von unterstützungsbedürftigen Menschen.
Gastautor
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