Cito_Lebensgeschichte_Gitarre_Heilsarmee
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«In den 60er und 70er Jahren war ich Varieté-Sängerin, bekannt unter meinem Künstlernamen «Cito Lorges». Mein echter Name? Ich habe mehrere, weil meine Herkunft ungewiss ist. Sicher ist nur mein Geburtsjahr 1943.

Ich kam in der dunklen Zeit des Zweiten Weltkriegs in die Schweiz und verbrachte meine Kindheit und Jugend in vielen Gastfamilien und vielen Heimen. In diesen Familien habe ich oft den Nachnamen meiner Gasteltern angenommen und auch meine Vornamen haben sich geändert. Ich wusste nie, wer meine richtigen Eltern waren. Das machte es mir sehr schwer, meine Identität zu finden.

Ich habe mich in meinen Gastfamilien nie wohl gefühlt. Ich wurde oft geschlagen und eingesperrt. Ebenso habe ich in den vielen Heimen, in denen ich untergebracht war, nie ein Zuhause gefunden.

Zudem erkrankte ich im Alter von sieben Jahren schwer am Herzen und musste drei Jahre im Kinderspital in Zürich verbringen.»

Erlösung in der Musik

«Meinen ersten Song habe ich mit 14 komponiert. In den Texten meiner Lieder gehe ich besonders auf meine schwierige persönliche Situation ein, als ich in jungen Jahren ohne eine intakte Familie um mich herum aufwachsen musste. Bald wurde Musik zu einem wesentlichen Bestandteil meines Lebens. Sie hat mir geholfen, die Grauzonen meines Lebens zu überwinden. Einige meiner Songs findet ihr heute auf YouTube, was mich sehr stolz macht. Das bekannteste heißt «Zu spät für die Tränen», ein echter Abwechslungs-Hit eben.»

Zu spät für die Tränen (1971)

«Die Musik hat es mir ermöglicht, regelmäßig ins Ausland zu reisen. Ich wollte die Welt kennenlernen und war oft in arabischen Ländern, auf dem Balkan und in Italien unterwegs, vielleicht auf der Suche nach meinen Wurzeln. Zurück in der Schweiz holte mich die Vergangenheit jedes Mal ein und ermutigte mich zu gehen. Ich war unterwegs und kannte keine Heimat.»

Schwerer Schlaganfall

«Später arbeitete ich als LKW-Fahrer und als Assistent als Privatkurator. 2016 wurde ich erneut vom Schicksal berührt. Ich lebte damals in einer Seniorenwohnung und erlitt einen Schlaganfall. Ich lag fast zwei Stunden in meiner Wohnung auf dem Boden, bis mich glücklicherweise mein Freund fand. Nach diesem Unfall war ich halbseitig gelähmt, konnte kaum schlucken und weder sprechen noch schreiben. Ich musste alles neu lernen.»

Kämpfe darum, wieder zum Leben zu erwachen

«Aber ich bin ein Kämpfer und ich gebe niemals auf. Sogar mein Arzt war erstaunt über meine zähe Willenskraft und darüber, dass ich trotz meines Alters so schnell Fortschritte machte. In der medizinisch-sozialen Einrichtung, in die ich zur Reha kam, bekam ich einen Rollstuhl und einen Stock zum Gehen. Ich wollte keine dieser Hilfsmittel und habe sie fast nie benutzt. Jedenfalls fühlte ich mich in einer medizinisch-sozialen Einrichtung nicht wohl. Es lastete auf mir, all diese Kranken zu sehen, deren Gesundheitszustand sich immer weiter verschlechterte. Ich wollte so schnell wie möglich aus diesem Etablissement raus. Da erinnerte ich mich an ein Mündel, um das ich mich gekümmert hatte. Er wohnte im Heilsarmeeheim an der Molkenstrasse in Zürich, wo ich ihn einmal wöchentlich besuchte. Dieser Ort hat mich schon immer angezogen.»

Ein Zuhause bei der Heilsarmee

«So nahm in mir der Wunsch Gestalt an, dorthin zu ziehen. Als es mir Mitte 2018 wieder besser ging, klopfte ich an die Tür des Foyers. Sie begrüßten mich und gaben mir ein Einzelzimmer.

Hier habe ich Ruhe gefunden: Ich habe ein Zuhause gefunden, wie ich es noch nie zuvor gekannt hatte. Und wenn ich Hilfe brauche, ist immer jemand da, der mir hilft. Ich beteilige mich auch an Freizeitaktivitäten und gehe zusätzlich einmal pro Woche mit dem Hund spazieren. Es bedeutet mir sehr viel, denn ich bin ein großer Tierfreund.

Was wünsche ich mir für die Zukunft? Möge sich mein Gesundheitszustand weiter verbessern und ich meinen Alltag wieder ohne fremde Hilfe bewältigen können.»

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