Bereits im frühen Kindesalter wurde bei Dustin ADHS diagnostiziert. Seine erste Dosis Ritalin bekam er mit 3 Jahren. Die starken Nebenwirkungen verfolgen ihn, sodass er bis heute Angst vor Medikamenten hat. «Es ist beängstigend, was Ritalin mit einem anstellt. Man ist wie betäubt. Die Welt dreht sich weiter, während du stillstehst.» Seine Eltern waren trotzdem noch mit ihm überfordert. Als 4-Jährigen gaben sie ihn weg. Tagesheim, Kinderpsychiatrie, Schulheim, Waisenhaus – nirgends fand er ein Umfeld, das mit ihm zurechtkam. Mit der Volljährigkeit stellte sein Vater die Zahlungen für seine Unterbringung ein. «Ich wurde von einem Tag auf den anderen obdachlos», berichtet Dustin. Er war durch alle Maschen gefallen.
Wer investiert schon in einen Obdachlosen?
Vorübergehend kam er bei Freunden und Bekannten unter. Aber ein richtiges Zuhause, einen Rückzugsort, hatte er dadurch nicht. «Wenn du nicht weisst, wo du am Abend schläfst, wirkt sich das auf die Psyche aus. Man geht kaputt daran. Und wenn mein Gastgeber bis 3 Uhr morgens wach bleiben wollte, musste ich das gezwungenermassen auch», schildert Dustin. Zwar konnte Dustin in dieser Zeit ein Praktikum in einem Fitnesscenter absolvieren. Doch aus der anschliessenden Lehre wurde nichts. Ohne regelmässige Einkünfte bekommt man aber keine Wohnung – ein Teufelskreis! «Ich habe über 200 Bewerbungen geschrieben, doch keiner wollte mir eine Chance geben.» Wer investiert schon in einen Obdachlosen?
Kontakt zum Projekt Housing First
Der Sport war Dustins Ventil. Mit dem Training konnte er ein wenig Selbstvertrauen zurückgewinnen. «Mir wurde jahrelang gesagt, dass ich nutzlos sei, eine Enttäuschung, ein hoffnungsloser Fall.» Selbst seine Mutter hatte ihn das spüren lassen. Dementsprechend distanziert verhielt sich Dustin. Erst als ein Sozialpädagoge zufällig seinen Weg kreuzte, fasste Dustin wieder Vertrauen. Er überzeugte Dustin auch, wegen einer Verletzung an der Schulter zum Arzt zu gehen. Die Angst vor Medikamenten hatte ihn davon abgehalten. In den nächsten Monaten fasste Dustin immer mehr Mut. Er ging zum Sozialamt und nahm Kontakt zum Projekt «Housing First» der Heilsarmee auf.
Das Projekt «Housing First» gibt es seit 2020 in Basel. Es ist eine Kooperation zwischen der Heilsarmee und der Sozialhilfe Basel-Stadt. Zehn Obdachlosen konnte bereits eine Wohnung vermittelt werden, sechs weitere warten
noch darauf. Die Nachfrage nach Wohnungen ist gross und so ist es schwierig, Vermieter oder Verwaltungen dafür zu gewinnen. Seit Anfang Jahr hat Dustin ein eigenes Zuhause – eine 1,5-Zimmer-Wohnung, die er sich mit Hündin Illi teilt. Nie hätte Dustin dies für möglich gehalten: «Von so einer Chance konnte ich nur träumen.»
Nun hofft er, eine Lehrstelle in einem Fitnesscenter oder im Gesundheitswesen zu finden, damit er endlich nicht mehr vom Geld anderer leben muss.
Housing First: Was ist das?
Erfahren Sie, was unter dem Begriff Housing First verstanden wird und wie mit diesem Konzept Obdachlosen geholfen wird.
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Judith Nünlist
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