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Emotionen wie Trauer beeinflussen unsere Gefühlslage und unser Handeln. Auch unsere Gesundheit kann darunter leiden. Der Verlust einer geliebten Person kann besonders das Leben junger Menschen sehr tief erschüttern und sie vor grosse emotionale Herausforderungen stellen. In solchen Momenten ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie die notwendige Unterstützung erhalten, um ihre Trauer zu bewältigen und einen gesunden Weg der Heilung zu finden.
Trauer ist ein unausweichlicher Bestandteil des Lebens
Die intensive emotionale Reaktion auf den Tod einer geliebten Person geht oft mit Gefühlen wie Traurigkeit, Schmerz, Sehnsucht und Verlust einher. Trauer ist ein natürlicher Prozess der Verarbeitung und des Abschieds. Er erfordert Zeit, Geduld und Unterstützung, um eine gesunde Bewältigung zu ermöglichen.
Trauer überwinden
Trauer ist ein sehr individueller Prozess und kann ganz verschiedene Aspekte haben. Ein Modell des Trauerprozesses ist wie eine «Karte», die uns hilft, den Weg durch die Trauer zu verstehen und neue Perspektiven zu finden. Es gibt verschiedene Phasen, die wir durchlaufen können. Diese Phasen helfen uns, unsere Gefühle zu verstehen und zu akzeptieren. Es ist wichtig zu wissen, dass jeder Mensch seine eigene Art hat, mit Trauer umzugehen. Es gibt kein «richtiges» oder «falsches» Trauern. Jeder Trauernde hat das Recht, auf seine eigene Weise zu trauern und Unterstützung zu suchen, wenn nötig.
Das ressourcenorientierte Modell des Trauerprozesses nach George A. Bonanno legt den Fokus auf die individuellen Ressourcen, wie Selbstwirksamkeit und die Anpassungsfähigkeit einer Person, auf Probleme und Veränderungen mit Anpassung des Verhaltens reagieren zu können. Das Modell betont, dass Trauernde unterschiedliche Wege finden, mit Verlust umzugehen, und dass sie die Fähigkeit haben, sich an neue Lebensumstände anzupassen. Wenn, eine neue Situation plötzlich ein neues Denken oder Handeln verlangt.
Symbolische Ressourcen
Fiktion, ob Film, Musik oder Literatur, bieten vorgestellte Handlungsräume, welche es ermöglichen, Emotionen zu erleben, die in der Wirklichkeit keinen Platz finden. Winnicott (2002) nennt sie die Übergangsräume. Sie sind eine Erfahrungszone, in der die Person ihre inneren Erfahrungen, Gefühle, Ängste, Erinnerungen aktiviert und sie in Bilder oder auf die soziale Wirklichkeit überträgt. So werden bestimmte Erfahrungen möglich, die zwar keine direkte Wirkung auf die Realität haben, aber der Gebrauch symbolischer Ressourcen kann zum Übergangsprozess hilfreich beitragen. (1)
Trauer bei Jugendlichen:
10 Tipps zur Bewältigung
1. Gib dir selbst Zeit:
Trauer braucht Zeit, um verarbeitet zu werden. Nimm dir den Raum und die Zeit, die du brauchst, um deine Gefühle zu erkunden und zu verstehen.
2. Sprich darüber:
Suche nach Menschen, denen du vertraust, und teile deine Gefühle mit ihnen. Das kann ein enger Freund, ein Familienmitglied oder ein Therapeut sein. Das Reden über deine Trauer kann helfen, sie zu verarbeiten, wie die Geschichte von Philipp: «Die Heilsarmee – Begleiterin in der Trauer» zeigt.
3. Schreibe oder zeichne:
Manchmal fällt es schwer, über Gefühle zu sprechen. In solchen Momenten kann es hilfreich sein, deine Emotionen auf Papier zu bringen. Führe ein Tagebuch oder zeichne, um deine Gedanken und Gefühle auszudrücken.
4. Nimm dir Auszeiten:
Trauer kann überwältigend sein. Achte darauf, dir selbst Auszeiten zu gönnen und dich mit Aktivitäten zu beschäftigen, die dir Freude bereiten. Das kann Sport, Musik, Lesen oder andere Hobbys sein.
5. Such dir Unterstützung:
Trauer muss nicht alleine bewältigt werden. Es gibt verschiedene Unterstützungsgruppen und Organisationen, die Jugendlichen helfen, mit Trauer umzugehen. Suche nach Ressourcen in deiner Gemeinschaft oder online.
6. Bewahre Erinnerungen:
Behalte Erinnerungen an die verstorbene Person in Ehren. Du kannst ein Fotoalbum erstellen, einen Gegenstand aufbewahren oder eine spezielle Erinnerungsbox anlegen. Indem du die Erinnerungen behältst, kannst du deine Trauer auf eine positive Weise kanalisieren.
7. Achte auf dich selbst:
In Zeiten der Trauer vergessen wir oft, auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten. Sorge für ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und körperliche Aktivität. Gute Selbstfürsorge hilft dabei, emotional stabiler zu bleiben.
8. Vermeide Vergleiche:
Jeder trauert auf seine eigene Weise. Vermeide es, dich mit anderen zu vergleichen. Jeder hat seine eigenen Gefühle und seinen eigenen Weg, mit Verlust umzugehen.
9. Finde Rituale:
Rituale können helfen, Trauer zu verarbeiten. Ob individuell oder gemeinschaftlich, finde Rituale, die für dich persönlich bedeutsam sind und dir dabei helfen, Abschied zu nehmen und Frieden zu finden. Schaffe z. B. einen persönlichen Gedenkplatz zu Hause oder im Freien, der deine Gefühle und Erinnerungen an den Verstorbenen ausdrückt.
10. Suche professionelle Hilfe:
Wenn du das Gefühl hast, dass deine Trauer deine Lebensqualität beeinträchtigt und du Schwierigkeiten hast, damit umzugehen, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut oder Berater kann dir dabei helfen, deine Trauer zu bewältigen und neue Wege zu finden, um damit umzugehen.
«Und denke daran, dass jeder Trauerprozess einzigartig ist, und es gibt keine festgelegten Regeln, wie man trauert. Was für die eine Person funktioniert, muss nicht für eine andere gelten. Finde die Strategien und Wege, die für dich am besten funktionieren, und sei freundlich und liebevoll zu dir selbst während dieser schwierigen Zeit.»
Bitte beachte, dass diese Tipps (2) allgemeine Ratschläge sind und nicht als Ersatz für professionelle Hilfe dienen. Wenn du in einer schwierigen Situation bist, suche Unterstützung von Fachleuten oder wende dich an eine vertrauenswürdige Person in deinem Umfeld. Auf der Website https://147.ch/ findest du zusätzliche Informationen, Hilfe und Tipps.
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Quellen
(1) «Übergänge in der Schule», Kollektion Bildung-Intervention, unter Leitung von Pierre Curchod, Pierre-André Doudin, Louise Lafortune, Pressemitteilung der Universität von Québec, Travaux neuchâtelois de linguistique (Neuenburger Arbeiten zur Linguistik), Gebrauch von symbolischen Ressourcen in der Adoleszenz, Tania Zittoun, Institut de psychologie et éducation, Université de Neuchâtel 2012, 57, 11-30.
(2) Gemeinschaftsprojekt Psychologisches Institut und Instituts für Public Health, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte Psychologie: «Heb der Sorg!», www.zhaw.ch/takecare nach Vorlage von Adolescent Health Working Group. Originalunterlagen (Adolescent Provider Toolkit – Behavioral Health) unter: https://ahwg.org/provider-resources (eng.)
Judith Nünlist
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Nadia Plattner
wie wahr….wunderbar geschrieben….danke….