In der Schweiz sind mehrere Hunderttausend Menschen von Armut betroffen oder bedroht. Seit über 140 Jahren lindert die Heilsarmee mit ihren niederschwelligen Anlaufstellen und Hilfsangeboten soziale Not in der Schweiz.
Armutsbetroffene
702000
702'000 Menschen in der Schweiz sind von Armut betroffen. (Stand: 2022)
Die Armut in der Schweiz ist eher versteckt. Es gibt dennoch mehr als 700’000 Menschen, die hier in prekären Verhältnissen oder unterhalb der Armutsgrenze leben. Jede sechste Person in der Schweiz ist von Armut bedroht. (1)
Kinder und Jugendliche von armutsbetroffenen Familien sind besonders gefährdet. Sie tragen ein höheres Risiko, später selbst von Armut betroffen zu sein. (2) Aufgrund der Massnahmen in der Coronakrise wurden viele Menschen zusätzlich in die Armut getrieben (3).
2023 hat die Inflation weltweit zu steigenden Konsumpreisen für Energie, Lebensmittel, Güter des täglichen Bedarfs, Versicherungsprämien und Wohnen geführt. Besonders für einkommensschwache Haushalte ist dies eine weitere, grosse Belastung.
Armutsbetroffene
702000
702'000 Menschen in der Schweiz sind von Armut betroffen. (Stand: 2022)
Folgen der Armut
Die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von zunehmender Armut, prekären Lebensverhältnissen und drohendem sozialen Abstieg zeigen sich in erhöhtem Suchtmittel- und Drogenkonsum, sowie in generell sinkender Lebenszufriedenheit.
Für die Betroffenen selbst führt Armut sehr häufig zu sozialer Isolation: Das Geld ist zu knapp für Restaurant-, Theater- oder Kinobesuche; man gibt weniger für Geschenke und Feiern aus. Aus Scham davor, andere über die schwierige finanzielle Situation aufzuklären, ziehen sich viele Betroffene unfreiwillig sozial zurück. Langjährige unfreiwillige Einsamkeit ist wiederum ein relevanter Faktor, der viele körperliche und psychische Krankheiten verursachen oder begünstigen kann. Nicht zuletzt kann ein Leben in Armut oder an der Armutsgrenze zu Scham, Ängsten und Selbstzweifeln führen.
Im Jahr 2022 waren 8,2% der Schweizer Bevölkerung von Einkommensarmut betroffen (2021: 8,7%). Das sind rund 702'000 Personen (2021: 745'000). Gleichzeitig lag die Armutsgefährdungsgrenze für einen Einpersonenhaushalt bei 30'072 Franken pro Jahr (unverändert). (1)
Quelle: Armutsquote
Wer ist von Armut betroffen oder gefährdet?
Alleinerziehende
14,3% der Alleinerziehenden sind von Armut betroffen. Das sind mehr als 10‘000 Personen. (Stand: 2022)
Working Poor
3,8% aller Erwerbstätigen sind von Armut betroffen. Dies entspricht rund 144‘000 Personen. (2022)
Die Gründe, weshalb jemand in eine prekäre finanzielle Situation gerät, sind individuell verschieden. Das Risiko, von Armut betroffen zu sein, hängt massgeblich von der familiären Situation und dem Ausbildungsniveau ab.
Alter: Personen ab 65 Jahren stellen einen besonderen Fall dar: Sie sind der Armutsgefährdung sehr stark ausgesetzt (15,5 %), vor allem, wenn sie alleine leben (23,5%). (1) Der Grund dafür ist relativ einfach: Diese Gruppe muss die laufenden Ausgaben allein aus dem Vermögen und der einbezahlten Altersvorsorge bestreiten. Je kleiner beides ausfällt, desto grösser das Risiko. Aber auch Jugendliche, die nach der obligatorischen Schulzeit oder nach der Ausbildung keine Anstellung finden, sind stärker armutsgefährdet. (4)Geschlecht: Frauen sind oft stärker von Armut betroffen als Männer, da sie oft niedrigere Löhne haben, aufgrund von traditionellen Rollenbildern häufiger Teilzeit arbeiten und häufiger in Niedriglohnsektoren beschäftigt sind. (5)Nationalität und Migrationserfahrung: Migrantinnen und Migranten, insbesondere solche ohne legalen Aufenthaltsstatus, haben oft weniger Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten und sozialen Sicherheitsnetzen, was sie anfälliger für Armut macht. (6)Familien mit Kindern: Sowohl Paare mit Kindern, wie auch Alleinerziehende sind überdurchschnittlich stark von Armut betroffen.
Bildungsgrad: Personen mit einer tertiären (fachhochschulischen oder universitären) Ausbildung sind mehr als 3 mal weniger armutsgefährdet als jene, die ihre Ausbildung mit der obligatorischen Schule abgeschlossen haben.
Gesundheitszustand: Menschen mit chronischen Krankheiten oder Behinderungen haben höhere Gesundheitskosten und können Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden oder zu behalten, was sie anfälliger für Armut macht. (7)
Alleinerziehende
14,3% der Alleinerziehenden sind von Armut betroffen. Das sind mehr als 10‘000 Personen. (Stand: 2022)
Working Poor
3,8% aller Erwerbstätigen sind von Armut betroffen. Dies entspricht rund 144‘000 Personen. (2022)
Wusstest du schon...?
Einkommensarmut
In der Schweiz waren 2022 rund 702'000 Personen von Einkommensarmut betroffen, davon nrund 144'000 Erwerbstätige. Die Armutsquote betrug damit 8,2% (±0,7). Weiter waren 1,3 Millionen Personen armutsgefährdet und rund 419'000 Personen von materieller und sozialer Deprivation betroffen. Quelle: Armutsquote (Stand 18.12.24)
Besonders betroffene Gruppen
Zu den besonders von Armut betroffenen sozialen Gruppen zählen Personen in Einelternhaushalten, Personen mit geringer Bildung, alleinlebende Erwachsene, Personen ausländischer Nationalität sowie Personen in Haushalten ohne Erwerbstätige. Quelle: Armutsquote (Stand 18.12.24)
Lohnarmutsgrenze
Während in vielen Ländern ein Monatslohn von 4000 Franken als gutes Einkommen gilt, kann ein solches in der Schweiz Einzelpersonen und Familien an den Rand der Armut bringen. 2024 betrug die durchschnittliche Armutsgrenze für eine Einzelperson 2284 Franken pro Monat und für zwei Erwachsene mit zwei Kindern 4010 Franken. Die entsprechenden Armutsgefährdungsgrenzen betrugen 2587 Franken resp. 5432 Franken. Quelle: Caritas (Stand: Dez 2024)
Altersarmut
In der Schweiz leben 300'000 Senioren und Seniorinnen an oder unter der Armutsgrenze. Frauen, Menschen ohne Schweizer Staatsbürgerschaft sowie Personen mit tiefer Bildung sind im Alter besonders von Armut gefährdet. Quelle: Pro Senectute (Stand: 2022)
Bei den Pensionierten ist das Wohlstandsgefälle in der Schweiz besonders ausgeprägt.Während die Mehrheit ihren Lebensunterhalt problemlos bestreiten kann, lebt eine von fünf älteren Personen unterhalb oder nahe der Armutsgrenze. Fast 50'000 Senior:innen haben keine Rücklagen, um ihre knappe Rente auszugleichen. Quelle: (Stand: 2023)
Kinder- und Jugendarmut
103 000 Kinder leben hierzulande in Armut, doppelt so viele leben in prekären Lebensverhältnissen, nur knapp oberhalb der Armutsgrenze – schreibt Caritas 2019. Die relative Einkommensarmutsquote für Kinder (Durchschnitt zwischen 2019 und 2021) liegt bei 18,1 Prozent. Zwischen 17-20 Prozent lebt in der Schweiz in Armut. Mehr als 1 von 10 Kindern ist von dauerhafter Armut betroffen. Die Kinderarmut hat in den letzten zehn Jahren um 10,3 Prozent zugenommen. Die Schweiz hat das höchste Pro-Kopf-BIP aller Report-CardLänder, dennoch ist die Kinderarmut relativ hoch. Quelle: Unicef Schweiz (Stand: 2023) Hierzulande leben je nach Statistik zwischen 99'000 und 134'000 Kinder und Jugendliche in Armut. 269'000 – 17 Prozent der Minderjährigen – sind armutsgefährdet. Zwei Drittel stammen aus Working-Poor-Familien. Quelle: Beobachter (Stand: Nov 2024)
Ergänzende Quellen:
Bundesamt für Statistik, Armutsquoten 2022 – Diagramm: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/wirtschaftliche-soziale-situation-bevoelkerung/soziale-situation-wohlbefinden-und-armut/armut-deprivation/armut.assetdetail.30826306.html
Bundesamt für Statistik, SILC – Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/wirtschaftliche-soziale-situation-bevoelkerung/erhebungen/silc.html
«Wer sagt, dass Geld nicht glücklich macht, weiss nicht, was Armut bedeutet. Mit diesem Geld, das jemanden nicht glücklich macht, kann ich zwei Rechnungen bezahlen. Dann bin ich glücklich und beruhigt. Oder ich könnte wieder mal meine Freundin in ein Café einladen.»
Maggie Anke, Working Poor
«Die Dankbarkeit von den Besuchern der Oase der Heilsarmee St. Gallen ist unbezahlbar. Armut zu bekämpfen ist keine Wohltätigkeit, sondern eine Verpflichtung.»
Anina
Helferin, Oase St. Gallen
«Ich kann Integration vorwärts bringen, indem ich ganz konkret unterstütze: beim Ausfüllen von Formularen, beim Zugang zu Spitex oder Pro Senectute, beim Vermiteln von Arbeitsstellen oder Wohnungen, beim Knüpfen von Freundschaften.»
Lucia Erni
Co-Leiterin Heilsarmee St. Gallen
«Armut und Unsicherheit können jeden von uns treffen. Achten wir auf die Menschen in unserem Umfeld, und vertrauen wir darauf, dass der Geist Gottes uns zu einer besseren Verteilung des Reichtums in diesem Land führt.»
Unsere Sozialberaterinnen und Sozialberater bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Sie unterstützen Menschen bei der Budgetplanung, mit Sachgütern und bei besonderen Lebensumständen auch mit finanziellen Mitteln.
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gedeckte Tische
Wenn das Geld Ende Monat nicht mehr reicht, bieten wir Hilfe in Form von Lebensmittelabgaben und regelmässigen Mittagstischen oder Cafés.
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Gebrauchtes
Via unsere Brockis können wir günstig Kleider, Schuhe und weitere Waren wie Schlafsäcke, etc. abgeben.
Gefängnisdienst
Die Heilsarmee besucht Menschen in Haft. Ausserdem begleiten wir Angehörige von Inhaftierten, die ebenfalls stark unter der Haftsituation leiden.
Begleitung von Menschen
im Rotlichtmilleu
Wir unterstützen und beraten Frauen, Männer und Transmenschen, die im Sexgewerbe tätig sind und helfen – sofern gewünscht – beim Ausstieg.
Aufsuchende
Begleitung
Freiwillige und Mitarbeitende der Heilsarmee-Kirchgemeinden suchen Örtlichkeiten in den Städten auf, um mit randständigen Menschen iin Kontakt zu treten und Unterstützung zu bieten.
Passendes Hilfsangebot finden
Die Heilsarmee bietet an verschiedenen Standorten Hilfe für Armutsbetroffene, sozial benachteiligte und in soziale Not geratene Menschen. Suchen Sie nach Stichworten und Ort.
(7) Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe SKOS. Themenbereich Gesundheit. Zugegriffen am 9.3.2023
Wie Sie helfen können
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