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Wohnungsnot

In der Schweiz fehlt Wohnraum – besonders in den Städten. Dieser Mangel trifft vor allem Menschen am Rand der Gesellschaft. Die Heilsarmee steht ihnen zur Seite: mit Notunterkünften, Beratung und Engagement für sozialen Wohnraum.

Unsere Hilfsangebote

Wohnungsnot – was bedeutet das genau?

Knappheit oder Not? Ein Blick auf die Zahlen

Die Statistik (3) spricht eine deutliche Sprache: In vielen Teilen der Schweiz steht der Wohnungsmarkt unter massivem Druck. Die landesweite Leerstandsquote lag zuletzt bei 1,08 Prozent und damit haarscharf an der Grenze zur Wohnungsnot.

Hotspots: Zürich und Genf

Zürich – Hauptstadt der Wohnungsnot (6)

  • Leerstandsquote: 0,07 %
  • Bevölkerungswachstum 2010 – 2024: +15 %
  • Wohnungsbestand 2010 – 2024: +12 %

Auch in Genf ist die Lage angespannt: Nur 0,47 Prozent der Wohnungen waren zuletzt verfügbar. Im Gegensatz zu Zürich fehlen hier jedoch entlastende Umlandgemeinden. Der Wohnungsmarkt rund um Genf ist nahezu flächendeckend ausgetrocknet – mit spürbaren sozialen Folgen: Genf ist heute die Schweizer Stadt mit den meisten obdachlosen Menschen. (5)

Wie ist die Leerstandsquote in Ihrer Gemeinde? (3)

Warum Wohnraum knapp ist

Die Schweiz wächst und der Wohnungsbau kommt nicht hinterher. Menschen leben immer länger, die Haushalte werden kleiner, die Ansprüche an Wohnfläche grösser, jedes Jahr ziehen zehntausende Menschen zu. Das Missverhältnis zwischen Bedarf und Angebot spitzt sich weiter zu – besonders in den Städten.

Wohnungsnot – Wohnungsbesichtigung
Wohnungsnot – Wohnungsbesichtigung

Zunehmende Individualisierung

Die Haushalte werden kleiner. Laut dem Bundesamt für Wohnungswesen BWO leben heute durchschnittlich nur noch 2,2 Personen in einem Haushalt, Tendenz sinkend. Immer mehr Menschen leben allein, hinzu kommen viele Einelternfamilien. Die Konsequenz: Auch bei gleichbleibender Bevölkerungszahl würde die Nachfrage nach Wohnungen steigen. Denn nicht nur mehr Menschen, sondern auch mehr Haushalte benötigen Wohnraum. Hinzu kommt der wachsende Wohnflächenverbrauch: In den 1980er-Jahren begnügte sich eine Person im Schnitt mit etwa 30 m², heute sind es 46 m². Damit entstehen auf derselben Fläche deutlich weniger Wohneinheiten als früher.

Die Bevölkerung wächst schneller als der Wohnungsbestand

2024 verzeichnete die Schweiz eine Nettozuwanderung von rund 83’000 Personen. Auch in den zehn Jahren zuvor wuchs die Bevölkerung durchschnittlich um 0,9 % pro Jahr. Heute leben rund 9 Millionen Menschen in der Schweiz. (3) Doch mit dem Wachstum Schritt zu halten, gelingt nicht. Im Gegenteil: Die Neubautätigkeit hat in den letzten Jahren sogar abgenommen. Zwar wurden in Städten wie Zürich viele Wohnungen gebaut – zwischen 2010 und 2022 etwa +12 %. Aber auch das reicht nicht aus, um den Bevölkerungszuwachs von 15 % in der gleichen Zeit aufzufangen. (6) Und eine Entspannung ist nicht in Sicht: Für 2025 erwartet der Schweizerische Baumeisterverband lediglich 42’000 neue Wohnungen, gebraucht würden 50’000. Die logische Folge: Die Leerstandsquote wird weiter sinken, und mit ihr die Chance auf bezahlbaren Wohnraum. (7)

  • Wohnraumverdichtung Zwischen 2015 und 2021 ist die durchschnittliche Fläche von 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen um einen Quadratmeter gestiegen. Klingt nach wenig – hat aber grosse Auswirkungen: Ohne diesen Zuwachs hätten in der Schweiz rund 40'000 zusätzliche Wohnungen auf der gleichen Nutzungsfläche entstehen können. (6)
  • Wohnfläche pro Person 1980er-Jahre: 30 m²
    2025: 46 m²
    Quelle: Bundesamt für Wohnungswesen (1)
  • Die vier Haupttreiber der Wohnungsnot Zu geringe Bautätigkeit
    Immer mehr Wohnfläche pro Person
    Bevölkerungszuwachs
    Immer weniger Personen pro Haushalt

Die Folgen von Wohnungsnot – Verteuerung & Verdrängung

Die Mieten steigen – und mit ihnen der Druck auf Menschen mit kleinem Budget. Verdichtung soll eigentlich helfen, in Städten mehr Wohnraum zu schaffen. Doch sie führt in der Praxis oft dazu, dass die Menschen, die bezahlbaren Wohnraum am dringendsten brauchen, keinen Platz mehr finden.

WOHNUNGSBESICHTIGUNG, UEBERSCHUHE, SCHUHUEBERZIEHER,
WOHNUNGSBESICHTIGUNG, UEBERSCHUHE, SCHUHUEBERZIEHER,

Ein Dutzend Paar Schuhe, ein Ziel: dieselbe Wohnung. Bei Wohnungsbesichtigungen ist die Konkurrenz gross.

Die einfache Formel gilt auch für den Wohnungsmarkt: Hohe Nachfrage + wenig Angebot = hohe Preise. Die sogenannten Angebotsmieten – also die Mieten für aktuell ausgeschriebene Wohnungen – sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Besonders in den Städten ist die Lage angespannt, mit grossen regionalen Unterschieden. Die Lösung scheint klar: mehr bauen. Und zwar nicht auf der grünen Wiese, sondern dort, wo schon gebaut wurde: durch Verdichtung, also mehr Wohnungen auf bestehenden Flächen. So lässt sich der Bodenverbrauch bremsen und die Natur schützen.

«Wohnen ist kein Luxus, sondern Grundlage für ein würdevolles Leben. Als Heilsarmee spüren wir die Wohnkrise oft zuerst – dort, wo Menschen keinen Platz mehr finden. Hohe Mieten, prekäre Jobs oder Krisen drängen immer mehr Menschen aus dem Wohnmarkt. Wir handeln – konkret und menschlich.»

Manuel Breiter, Heilsarmee
Manuel Breiter, Regionalleiter Sozialwerke Mitte und Fachperson “Wohnen” der Heilsarmee

Doch genau hier beginnt das Problem. Eine Studie der ETH Zürich zeigt: Viele günstige Wohnungen befinden sich in älteren Gebäuden, oft aus der Nachkriegszeit. Wenn diese Häuser totalsaniert oder ersetzt werden, steigen die Mieten drastisch. In Zürich wurden zwischen 2010 und 2020 2’132 Gebäude renoviert – doch nur 6,1 % der ursprünglichen Mietenden konnten nach der Sanierung bleiben.

Die neuen Mietenden hatten im Schnitt 3’623 Franken mehr Haushalts- und 2’138 Franken mehr persönliches Einkommen als ihre Vormieterschaft. Was entsteht, ist keine soziale Durchmischung, sondern eine stille Verdrängung nach Einkommen. (8)

Wer wenig hat, verliert zuerst

Unsere Vision – ein Zuhause für alle!

Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Es bedeutet Sicherheit, Würde und die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben. Doch viele Menschen stehen vor grossen Hürden auf dem Weg dorthin. Die Heilsarmee begleitet sie – mit Beratung, unterschiedlichen Wohnangeboten und Unterstützung, die sich an den jeweiligen Möglichkeiten und Lebenssituationen orientiert.

Unser Angebot zur Überbrückung von Wohnungslosigkeit

Was ist Wohnungslosigkeit?

Nicht alle, die wohnungslos sind, schlafen auf der Strasse. Die europäische ETHOS-Typologie unterscheidet (10) vier Formen von Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot. Wichtig: Wohnungslosigkeit bedeutet nicht automatisch Obdachlosigkeit. Viele Betroffene sind nicht sichtbar – besonders Familien, ältere Menschen oder Geflüchtete.

  • Obdachlos Menschen ohne Obdach, die im öffentlichen Raum leben und schlafen.
  • Wohnungslos Menschen, die auf Zeit in sozialen Einrichtungen leben.
  • Ungesichertes Wohnen Illegales Wohnen, vorübergehende Zuflucht bei Dritten oder eine drohende Zwangsräumung.
  • Ungenügendes Wohnen Wohnen in ungeeigneten Unterkünften, wie bspw. Autos, Garagen, Kellern, Zelten, etc.
Karin Wüthrich, Wohnbegleitung Bern

«Wohnraum ist sehr knapp – wer wenig hat, fällt oft zuerst durch die Maschen.»

Alain Meuwly

«Solange es Frauen und Männer gibt, die auf der Strasse leben, werden wir kämpfen.»

Priska Odermatt, Standortleiterin Notwohnen Haus Göbli

«Notwohnen ist oft der letzte Halt – und darf nicht zur Endstation werden.»

Sind Sie auf Wohnungssuche?

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«Finding Home» – die Plattform für Wohnungssuchende

Auf unserer Plattform «Finding Home» finden Wohnungssuchende praktische Unterstützung rund um die Wohnungssuche. Dort stellen wir Tipps, Checklisten, Vorlagen und Wissen zur Verfügung – zum Anschauen, Nachlesen und Stöbern. Klar, kompakt und konkret.

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Fragen und Antworten

Wann spricht man von Wohnungsnot?

Von Wohnungsnot spricht man, wenn die Leerstandsquote unter 1 Prozent liegt. Bei Leerstandsquoten zwischen 1 und 1,5 Prozent spricht man von Wohnungsknappheit.

Was bedeutet "Leerkündigung"?

Eine Leerkündigung liegt vor, wenn Mietverhältnisse gekündigt werden, um Wohnungen zu sanieren, umzubauen oder für einen Neubau abzureissen – oft mit dem Ziel, sie danach teurer weiterzuvermieten. Die bisherige Mieterschaft verliert dabei nicht selten ihre Wohnung, da sie sich die neue Miete nicht mehr leisten kann.

Was bedeutet "Gentrifizierung"?

Gentrifizierung herrscht, wenn durch Sanierungen und Neubauten wohlhabendere Menschen zuziehen und einkommensschwächere Menschen verdrängt werden. Ganze Quartiere oder Städte verändern dadurch ihren Charakter.

Gibt es in der Schweiz ein "Recht auf Wohnen"?

Ein einklagbares Recht auf Wohnen besteht in der Schweiz auf Bundesebene nicht. Die Bundesverfassung (11) (Art. 41) hält aber fest, dass sich Bund und Kantone gemeinsam dafür einsetzen sollen, dass alle Menschen eine angemessene Unterkunft finden können – insbesondere Personen in bescheidenen Verhältnissen. In einigen Kantonen wie Genf oder Neuenburg ist das Recht auf Wohnen ausdrücklich in der Kantonsverfassung verankert.

Welche Faktoren treiben die Wohnungsnot an?

Die wichtigsten Treiber sind das Bevölkerungswachstum, kleinere Haushalte und steigender Wohnflächenverbrauch. Sie führen zu mehr Nachfrage. Gleichzeitig wird zu wenig – und oft zu teuer – gebaut.

Stoppen Sie die Abwärtsspirale von Menschen in Not

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Ihre Spende schafft ein Zuhause

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie uns, Menschen in Not zu unterstützen – nicht nur bei der Suche nach einem neuen, bezahlbaren Zuhause, sondern auch bei Obdachlosigkeit, Armut und Einsamkeit. Jeder Beitrag zählt und hilft uns, Türen zu öffnen und Hoffnung zu schenken. Danke für Ihre Spende.

Zitierte Quellen

  1. Bundesamt für Wohnungswesen, „Aktionsplan Wohnungsknappheit“
    https://www.bwo.admin.ch/de/wohnungsknappheit-der-aktionsplan-im-detail
  2. OECD (2024), „OECD Affordable Housing Database“, indicator HM1.1. Housing stock and construction
    https://oe.cd/ahd 
  3. Bundesamt für Statistik (2024), „Leerwohnungsziffer 2024“
    https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bau-wohnungswesen/wohnungen/leerwohnungen.html
  4. Kanton Zürich, „Leerwohnungszahlen“
    https://www.zh.ch/de/planen-bauen/raumplanung/immobilienmarkt/leerwohnungen.html 
  5. Dittmann, Jörg / Dietrich, Simone / Stroezel, Holger/ Drilling, Matthias / Young, Christopher / Roduit, Sabrina (2022), „Ausmass, Profil und Erklärungen der Obdachlosigkeit in 8 der grössten Städte der Schweiz.“ In: LIVES Working papers.
    http://dx.doi.org/10.12682/lives.2296-1658.2022.93
  6. Willimann, Ivo; Lienhard, Melanie; Gmünder, Markus; Käppeli, Stephan (2024), „Wohnungsknappheit in der Schweiz: Ein Überblick.“ Die Volkswirtschaft, 06. Februar.
    https://dievolkswirtschaft.ch/de/2024/02/wohnungsknappheit-in-der-schweiz-ein-ueberblick/
  7. Susanna Vanek (2025), “Wohnungsnot bekämpfen: Jetzt handeln statt verzögern.” Schweizerischer Baumeisterverband, 1.7.2025
    https://baumeister.swiss/wohnungsnot-bekaempfen-jetzt-handeln-statt-verzoegern/
  8. Kaufmann, David, Elena Lutz, Fiona Kauer, Malte Wehr, und Michael Wicki (2023), „Erkenntnisse zum aktuellen Wohnungsnotstand: Bautätigkeit, Verdrängung und Akzeptanz.“ Bericht ETH Zürich. DOI: 10.3929/ethz-b-000603229
    https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/603229
  9. Kauer, F., Lutz, E., Büttiker, D., Kaufmann, D. (2025), „Bautätigkeit und Verdrängung in der städtischen Schweiz.“ Bundesamt für Wohnungswesen, Bern, DOI: 10.3929/ethz-b-000741248
    https://www.research-collection.ethz.ch/handle/20.500.11850/741248
  10. ETHOS – Europäische Typologie für Obdachlosigkeit, „Wohnungslosigkeit und prekäre Wohnversorgung“
    https://www.feantsa.org/download/at___6864666519241181714.pdf
  11. Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Art. 41
    https://www.fedlex.admin.ch/eli/oc/1999/404/de
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