Inwiefern ist das Leben mit Jesus im Zentrum als Leitmotiv prägend in den WG’s?
Bei uns ist es der Schlüssel, denn dort ist der Segen verheissen im Psalm 133. Dass dort wo Menschen in Gemeinschaft leben, auch Gott wohnt. Bei uns im Moosrain ist es sehr zentral. Wir haben auch anfangs jeder Woche einen neuen Bibelvers als Tischkarte, den wir aus dem Losungsbüchlein ziehen und bei jedem Essen vorlesen.
Ein Leben am Rande der Gesellschaft birgt ein hohes Risiko der gesellschaftlichen Isolation. Wie erleben Sie das bei den Bewohnenden? Wie hat sich das – seit sie hier wohnen – verändert?
Das sind ein paar Fragen… also, der «Mensch am Rand». Wir haben auch schon obdachlose Menschen oder solche, die von Obdachlosigkeit bedroht waren, aufgenommen hier. In beiden Fällen, die wir hier haben, spüre ich eine enorme Dankbarkeit, wieder irgendwo dazu gehören zu dürfen. Andererseits aber auch eine wahnsinnige Angst, nicht wertvoll genug zu sein, ein Teil hiervon zu sein. Diese Menschen spüren, dass es auch weh tun kann, von jemandem geliebt und wertgeschätzt zu werden. Da seid ihr von der Heilsarmee stärker unterwegs als wir, aber auch das erleben wir. Dass eine Gemeinschaft auch schmerzhaft sein kann, weil man sie nicht mehr hatte. Die Frage ist dann, gelingt es? Flüchtet so ein Mensch dann, vor lauter Schreck, er könnte geliebt werden, oder hält er den für ihn damit verbundenen Schmerz aus? Wenn es gelingt, habe ich auch schon sehr berührende Zeugnisse der Dankbarkeit gehört…
… haben Sie hierzu ein Beispiel?
Wir haben hier im Haus jemanden, der in Basel sozusagen gestrandet ist, in einer riesigen Verzweiflung. Im Gottesdienst und Gebet kann sie sagen, «Ich bin so, so dankbar, dass ich hier im Moosrain wohnen darf.» Sie hat wieder Halt und Zuversicht gefunden und wir konnten sie beruflich unterstützen. Sie steht wieder im Leben!
Halleluja!
Und das andere Beispiel, eine Person, die momentan wahnsinnig kämpft, genau auf der Schnittlinie zwischen «ich habe es doch nicht verdient» und «gell, du schickst mich dann nicht fort?! Was muss ich tun, damit ich hierbleiben kann?» Im ersten Beispiel fand die Person durch das Leben bei uns zum christlichen Glauben: Zu üben, was heisst es, im Gottvater einen Vater zu haben, der mich bedingungslos liebt.
Gino Brenni
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