Dirk im Gespräch mit Rolf Girschweiler, Institutionsleiter des Wohnheims Winterthur.

«Unser jüngster Sohn war gerade mal ein Jahr alt, als meine Frau starb. Unerwartet riss ein epileptischer Anfall sie aus unserem gemeinsamen Leben. Der Boden brach unter meinen Füssen weg und ich fiel in ein tiefes Loch. Wenn einem das einmal passiert, ist es schon schlimm genug. Aber zwei Mal?

Vor 25 Jahren hatte ich bereits meine erste Frau bei einem Autounfall verloren. Alles kam wieder hoch. Ich dachte ans Alleinsein mit den Kindern, ich fühlte mich hilfos und ohnmächtig. Dass die beiden Todestage auch noch auf das gleiche Datum fielen, war ein makabrer Zufall. Nach dem Verlust meiner geliebten Frau klinkte ich mich komplett aus dem Leben aus. Ich war am Ende.

Meine Kinder hielten mich am Leben

Die Situation überforderte mich. Es brach mir fast das Herz, nicht mehr für meine Kinder sorgen zu können. So liess ich sie bei meinen Schwiegereltern zurück. Unser Zuhause hatte ich verlassen. Ich hielt es keine Minute mehr dort aus. Allein irrte ich durch die Stadt und übernachtete in Notschlafstellen. In dieser Zeit kam ich hohen Häusern und vielen Bahngleisen gefährlich nahe. Doch der Gedanke an meine sechs Kinder hielt mich am Leben.

Während des Winters fand ich Obdach im Open Heart der Heilsarmee. Dort hörte ich, dass es in ihrem Wohnheim auch einen kostenlosen Internetzugang gibt. Das Internet war für mich überlebenswichtig. Irgendwie musste ich ja an meine Jobs als Schiedsrichter kommen. Schon als Jugendlicher war ich Handball- und Basketballschiedsrichter gewesen. Vor 15 Jahren hatte ich Unihockey-Spiele zu leiten begonnen. Mit den Schiedsrichtereinsätzen verdiente ich gerade genug Geld fürs Nötigste. Ich bezahlte mein Essen und hatte noch ein bisschen etwas für die Kinder. Zudem kam ich so unter Leute und konnte meine Sorgen etwas vergessen.

Die Heilsarmee kümmert sich um meine Seele

Im Wohnheim lernte ich dann Hanspeter Leiser kennen, einen Offizier der Heilsarmee. Meine Vergangenheit nagte immer stärker an mir. Ich wollte mit jemandem über meine Sorgen sprechen. Die Psychiater hatten mich immer abgewiesen, da ich kein Geld hatte. Bei der Heilsarmee war das anders. Der Offizier interessierte sich für mich als Person und für meine Geschichte. So vertraute ich ihm alles an.

«Ich habe mich riesig gefreut, als die Heilsarmee mir die Stelle als Koch anvertraute.»

Dirk

Hanspeter bot mir an, vorübergehend bei ihm zu wohnen. Denn in der Notschlafstelle konnte ich nicht länger bleiben. Dankend nahm ich das Angebot an. Ich erzählte ihm, dass ich gelernter Koch sei und wieder auf eigenen Beinen stehen wolle. «Im Wohnheim in Winterthur haben wir eine Stelle als Koch frei», verriet mir Hanspeter. Ich war überwältigt. Wenig später durfte ich Probe arbeiten gehen. Und das nach fast drei Jahren Arbeitslosigkeit! Ich freute mich riesig, als mir der Leiter des Heims, Rolf Girschweiler, die Stelle anvertraute. Rolf ist in den letzten Monaten zu einem engen Vertrauten geworden. Er hilft mir, im Leben wieder Fuss zu fassen. Er ist wie ein Vater für mich.

Mit dem Kochen kommt die Freude zurück

Bei der Heilsarmee habe ich ein stabiles Umfeld und Menschen, die mich stützen. Dank meiner Arbeit als Koch habe ich endlich wieder Freude am Leben. Ich gehe am Morgen mit einem Lächeln zur Arbeit. Genauso glücklich komme ich am Abend nach Hause. Heute kann ich meinen Kindern wieder in die Augen sehen. Ich hole sie gerne von der Schule ab und verbringe regelmässig Zeit mit ihnen. Eine eigene Wohnung habe ich jetzt auch wieder. Ich freue mich auf alles, was noch kommt!»

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