Mehr Dialog, weniger Gewalt

Je tiefer ein Land in der Krise ist, umso härter trifft es die Schwächsten der Gesellschaft. Der resultierende Stress und die herrschende Ungewissheit beeinträchtigen die psychische Gesundheit der Menschen stark. Das führt vermehrt zu Gewalt, auch in der Familie.

Unterstützung für die ganze Familie

Um dieser markanten sozialen Problematik entgegenzuwirken, hat die Heilsarmee vor Ort ein Projekt ins Leben gerufen, das die psychische Gesundheit der Teilnehmenden stärkt und Gewalt mindert.

Mehr Dialog dank mehr Verständnis

In Nicaragua herrschen noch weitgehend patriarchische Strukturen. Ein Thema, das auch Olga María Rodriguez Castillo kennt. Das führte oft zu heftigen Diskussionen mit ihrem Mann darüber, wer die Entscheidungen trifft. Wie sie es von ihren Eltern gelernt hatten, glaubten sie zudem, dass in Familienangelegenheiten einzig ihre Meinung gilt.

Als ihre siebenjährige Enkelin unkontrollierbare Wutausbrüche zeigte, erfuhr Olga vom Projekt der Heilsarmee. «Im Rahmen des Projektes werden auch Workshops mit professionellen psychologischen Beratungen für Kinder und Erwachsene angeboten. Seit meine Enkelin die Workshops besucht, hat sie viel weniger Probleme», erklärt Olga. Daraufhin besuchte auch ihre Tochter einige Kurse. Durch die viele Arbeit war sie jedoch oft verhindert. So begann Olga an ihrer Stelle hinzugehen, da sie oft ihre Enkelin hütet.

«Ich habe gelernt, Kinder durch Gespräche zu erziehen, anstatt laut zu werden. Denn Kinder entwickeln sich entsprechend der Zuneigung, die wir ihnen geben», führt sie weiter aus.

Auch die Streitereien mit ihrem Mann sind deutlich weniger geworden. Zudem haben sie gelernt, den Kindern mehr Raum zu geben, um sich einzubringen und ihren Entscheidungen Beachtung zu schenken. «Meine ganze Familie ist der Heilsarmee für ihre Hilfe sehr dankbar», sagt Olga abschliessend.

Psychische Gesundheit für ein selbstbewusstes Leben

Inzwischen ist Irlanda aufgeblüht. Sie hat gelernt, sich besser auszudrücken und hat neue Freunde gefunden. «Die Teilnahme am Projekt hat sehr zur Verbesserung ihrer Persönlichkeit beigetragen. Sie kann sich nun freier und selbstbewusster ausdrücken», führt Ivannia weiter aus. Irlanda hat zudem gelernt, dass Worte ihr nicht schaden können und dass niemand sie verletzen darf oder das Recht hat, ihren Körper zu berühren.

Verbesserter Halt in der Familie

Das Heilsarmee-Projekt richtet sich sowohl an Kinder wie an Erwachsene. Durch die Sensibilisierung der Erwachsenen für die Bedürfnisse und Rechte der Kinder verbessert das Projekt das gegenseitige Verständnis und stärkt den Halt in den Familien.

Yarelis Paisano, Graphik-Studentin aus Managua berichtet: «Zuerst besuchte mein jüngerer Bruder das Projekt der Heilsarmee. Danach wurden auch die Eltern eingeladen. Da sie jedoch berufstätig sind, konnten sie nicht hingegen. Also ging ich hin.»

Im Workshop lernten die Teilnehmenden, dass ein verständnisvoller und respektvoller Umgang mit den Kindern die psychische Gesundheit fördert und sie so eine bessere Chance für die Zukunft erhalten.

Yarelis kann nun viel besser mit ihrem jüngeren Bruder kommunizieren – ein Vorteil für beide. «Wir können uns jetzt auch viel besser gegenseitig helfen. Wir versuchen beide, das familiäre Umfeld positiv zu beeinflussen. Ich habe die Erfahrungen auch mit unseren Eltern geteilt. Nun hören wir einander zu, versuchen, einander zu verstehen und laden uns zum Dialog ein», führt Yarelis abschliessend aus.