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Severino Ratti, Heilsarmee-Offizier, hat Wiederherstellung erlebt

Was haben Fromme und Süchtige gemeinsam?

«Wohl einiges! Die Heilsarmee ist aufgrund ihrer Geschichte bekannt für ihre speziellen Menschen, manchmal auch skurrilen Persönlichkeiten. Ich mag das, ich lasse mich darauf ein und bin lieber auch etwas verrückt, als dass ich Leute in ein ‹Schema F› drücke und ihnen sage, wie sie zu leben haben.
Ich sehe auch, dass sowohl Menschen in Sucht wie auch Menschen, die für Spiritualität offen sind, oft suchende Menschen sind.
Manche sind auch beides – tief gläubig und trotzdem süchtig. Das ist die Realität. Wir dürfen Menschen stehen lassen, wie sie sind. Aber wir dürfen auch mit ihnen hoffen, dass sie einen Weg gehen können, der sie letztlich aus der Abhängigkeit herausführt, weil sie einen echten Halt, einen Lebenssinn gefunden haben.»

Ist ein suchtfreies Leben für jeden Menschen möglich?

«Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle! Er kann uns tatsächlich frei machen von allen möglichen Abhängigkeiten oder Substanzen.
Wichtig ist mir aber, dass wir Menschen nicht verurteilen und beschuldigen auf Grund eines Lasters. Es ist schon so: eine Sucht führt immer irgendwann in Sündhaftigkeit. Sie ist im Prinzip die Falle – damit wir fallen. Und deshalb brauchen wir genau dann die Nächstenliebe von Jesus ganz besonders!»

Daniel+Roberts_Pixabay_Ratti_Blog
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«Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle! Er kann uns tatsächlich frei machen von allen möglichen Abhängigkeiten oder Substanzen.»

Du hast selbst erlebt, wie es ist, süchtig zu sein. Was ist dir für dein Leben heute wichtig geworden?

«Es macht mir viel Freude, in Junge zu investieren, sie in einer Gemeinde zu integrieren und ihnen früh Verantwortung zu geben. So hoffe ich, dass sie ein sinnstiftenderes Leben führen können, als ich es in meiner Jugend getan habe.
Offene Kommunikation in allen Belangen ist für mich auch zwingend – denn wo Tabus sind, lauert die Gefahr zu fallen.
In der Heilsarmee habe ich das Gelübde abgelegt zur Abstinenz von Tabak, Alkohol, Pornografie und Glücksspielen. Dieses Gelübde ist für mich so etwas wie eine Leitplanke. Es soll uns eine Hilfe sein. Aber über dem Gesetz steht die Gnade. Am Ende des Tages bin nicht ich es, der durch das Einhalten von Regeln gerecht wird. Es ist Jesus, der für meine Fehltritte gebüsst hat – aus Liebe zu mir.
Gnade durfte ich auch persönlich in der Heilsarmee erleben: als ich nach einem Rückfall von meinen Vorgesetzten, Freunden und meiner Familie nicht fallen gelassen wurde, sondern Vergebung erhielt. Das ist für mich echte Jesus-Nachfolge!»

Zur Person:
Severino Ratti ist mit Leidenschaft Heilsarmee-Offizier und investiert sich mit viel Empathie in die Menschen, die in der Heilsarmee eine Gemeinschaft gefunden haben. Er ist aber auch oft mit dem «Lebensmobil» auf der Strasse anzutreffen, unter Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben und von Suchtproblemen stark betroffen sind.

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