Einsamkeit – ein Gefühl, das krank macht. Wir bringen Licht in das Thema.
Einsamkeit und soziale Isolation stellen in der Schweiz eine wachsende Herausforderung dar und beeinträchtigen die Gesundheit vieler Menschen in erheblichem Masse – sowohl auf psychischer als auch auf körperlicher Ebene.
Formen und Definitionen von Einsamkeit
Nach Prof. Dr. Maike Luhmann, Professorin an der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, gibt es in der Sozial-Forschung drei relevante Formen von Einsamkeit: (2)
- Existenzielle Einsamkeit: Existenzielle Einsamkeit wird als eine unerträgliche Leere, Traurigkeit und Sehnsucht definiert. Diese Einsamkeit kann auch als «Einsamkeit in Beziehungen» verstanden werden: Eine Einsamkeit, die man empfindet, wenn man sich von den Menschen um sich herum isoliert fühlt. Zum anderen kann existenzielle Einsamkeit auch als fehlender Sinn im Leben interpretiert werden; also eine Einsamkeit, die ausdrückt, dass man sich vom Leben entfremdet hat.
- Einsamkeit als unerfüllte soziale Bedürfnisse: Die zweite Definition von Einsamkeit basiert auf der Grundannahme, dass Menschen ein Grundbedürfnis nach sozialen Bindungen haben. Bleibt ein Grundbedürfnis unbefriedigt, wird dies als negativ und schmerzhaft wahrgenommen. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass im menschlichen Gehirn ähnliche Areale aktiv sind, wenn sich Menschen einsam fühlen und wenn Menschen körperliche Schmerzen erleben. (3) Zugleich ist die Nicht-Erfüllung des Grundbedürfnisses auch eine stark empfundene Aufforderung, den negativen Zustand schnellstens zu beenden. (2)
- Einsamkeit als unerfüllte soziale Erwartungen: Die dritte, meist zitierte wissenschaftliche Definition von Einsamkeit, beschreibt Einsamkeit als eine unangenehme Erfahrung, die auftritt, wenn das Netz der sozialen Beziehungen einer Person in irgendeiner wichtigen Weise unzureichend ist, entweder quantitativ oder qualitativ. Im Kern dieser Definition stehen zwei Elemente, die miteinander verglichen werden: die gewünschten und die tatsächlichen sozialen Beziehungen.
Gesundheitliche und soziale Folgen von Einsamkeit
Einsamkeit und sozialer Ausschluss sind starke Stressfaktoren, die mit vielen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht werden.
Die wechselseitige Beeinflussung zwischen Einsamkeit und Psyche kann als ein Teufelskreis bezeichnet werden, bei dem sich psychische Erkrankungen und Einsamkeit aufschaukeln und eine gesundheitliche Negativspirale auslösen. Betroffene fühlen sich einsam und vermeiden vermehrt soziale Kontakte. Anstatt rauszugehen, bleibt man verstärkt zuhause und zieht sich zurück, wodurch sich das Gefühl der Einsamkeit und sozialer Isolation wiederum verstärkt.
Hilfsangebote der Heilsarmee
Hilfsangebot finden
Gemeinsam statt einsam: Dafür setzt sich die Heilsarmee täglich ein! Mit unserem Angebot schaffen wir eine Brücke zwischen Betroffenen und Helfenden.
Externe Hilfsangebote
malreden – bei Einsamkeit im Alter: malreden ist ein Projekt für Seniorinnen und Senioren, die sich austauschen und ein wenig ihren Alltag, Sorgen und Freuden teilen möchten.
Häsch Ziit? Häsch Ziit? ist ein Onlineforum für Jugendliche und junge Erwachsene ab 17 Jahren.
Pro Mente Sana: Pro Mente Sana ist eine unabhängige Organisation für psychische Gesundheit in der Schweiz. Sie ist Anlaufstelle für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, deren Angehörige und Fachleute.
Einsamkeit – Wer ist betroffen?
Obwohl Einsamkeit jeden Menschen treffen kann, gibt es soziodemografische Faktoren, welche das Empfinden von Einsamkeit bei manchen Menschen besonders begünstigen.
Statistische Erhebungen weisen darauf hin, dass einige soziale Gruppen im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung eine höhere Anfälligkeit aufweisen, chronisch unter Einsamkeit zu leiden. Zu den am stärksten von Einsamkeit betroffenen Gruppen zählen Menschen, die mit Situationen leben müssen, welche die Einsamkeit noch verstärken. Dazu gehören: Armut (8), Obdachlosigkeit, Suchterkrankung, sowie Migrations- und Fluchterfahrungen (7). Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt zudem, dass insbesondere junge und alte Menschen von Einsamkeit betroffen sind (5):
Was hilft gegen Einsamkeit?
Bei der Frage, wie Einsamkeit zu begegnen und zu bekämpfen sei, ist eine Einsicht zentral: Es gibt nicht die eine Antwort auf die Linderung eines subjektiven Leidens.
Drei Pfeiler gegen Einsamkeit
5 Tipps gegen Einsamkeit
Quellen
- (1) Brücker, Susanne (2022): Die gesundheitlichen, psychologischen und gesellschaftlichen Folgen von Einsamkeit. Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. – Kompetenznetz Einsamkeit (Hrsg.).
- (2) Luhmann, Maike (2022): Definition und Formen der Einsamkeit (PDF). Sozialpädagogik e.V. – Kompetenznetz Einsamkeit (Hrsg.).
- (3) Eisenberger, Naomi I. (2012): The neural bases of social pain: Evidence for sharedrepresentations with physical pain. University of California, Los Angeles (Hrsg.).
- (4) Rafnsson, Snorri Bjorn / Orrell, Martin / d’Orsi, Eleonora / Hogervorst, Eef / Steptoe, Andrew (2020): Loneliness, Social Integration, and Incident Dementia Over 6 Years: Prospective Findings From the English Longitudinal Study of Ageing. Published by Oxford University Press on behalf of The Gerontological Society of America (Hrsg.).
- (5) Nünlist, Judith (2020): Interview mit Dr. Oliver Hämmig «Einsamkeit ist primär ein gesellschaftliches Problem.». Stiftung Heilsarmee Schweiz (Hrsg.).
- (6) Bandura, Albert (1997): Self-Efficacy: The Exercise of Control. New York: Freeman.
- (7) Bundesamt für Statistik (BFS) (Hrsg.) (2019): Einsamkeitsgefühl in der ständigen Wohnbevölkerung ab 15 Jahren, nach Migrationsstatus und verschiedenen soziodemografischen Merkmalen. Tabelle.
- (8) Dittmann, Jörg / Goebel, Jan (2022): Einsamkeit und Armut. Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. – Kompetenznetz Einsamkeit (Hrsg.).
- (9) Bundesamt für Statistik (BFS) (Hrsg.) (2020): Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung: Panorama.
- (10) Eidgenössisches Departement des Innern (EDI) (Hrsg.). (o. J.): Übereinkommen der UNO über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Wie Sie helfen können
StandByMe – Beistehen. Mitwirken. Not lindern.
Der Weg aus der Einsamkeit sowie der Not ist ein langer Prozess, der eine laufende Begleitung braucht. Damit wir den Betroffenen diese Unterstützung garantieren können, braucht es eine regelmässige finanzielle Unterstützung. Mit einer regelmässigen Spende lindern wir gemeinsam Einsamkeit und Not in der Schweiz – nachhaltig und effektiv. #StandByMe
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