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Erich M. am Bahnhof Aarau – hier hatte er vor Jahren ein Erlebnis, das er nie mehr vergessen wird. (Bild: © Redaktion Heilsarmee)

Ein ständiges Auf und Ab

Erich erlebte eine schwierige Kindheit; er wurde missbraucht und verlor viel zu früh, im Alter von 14 Jahren, seinen Vater. Mit 19 zog er nach Zürich, absolvierte dort eine Anlehre als Koch. Damit begann eine Abwärtsspirale – er war ständig im «Ausgang», fing an, Drogen wie Haschisch und LSD zu konsumieren, vor allem aber Alkohol. Er verlor oder kündigte immer wieder seine Arbeitsstellen, aber zu dieser Zeit war es auch kein Problem, immer wieder eine neue Anstellung zu finden. Was zu dieser Zeit auch üblich war: wenn man in einer «Beiz» arbeitete, gab es den Alkohol gratis – fatal für Erich!
Irgendwann hatte er dann gar keinen Job und auch kein Geld mehr und kehrte zurück nach Hause, zu seiner Mutter. Sie nahm in ohne Zögern wieder auf. Aber auch in Aarau ging es weiter mit dem Auf und Ab: Obwohl er immer wieder Arbeit fand, verlor er die Stelle schon bald darauf wieder. Irgendwann verübte Erich einen Einbruch, wurde geschnappt und landete für kurze Zeit in Aarau im «Knast», anschliessend mehrmals in einer Klinik.

Erich erzählt aus seinem Leben

Im Interview erzählt Erich über seine jahrelange Abhängigkeit und sagt, was aus seiner Sicht das Wichtigste im Umgang mit suchterkrankten Menschen ist.

«Es kommt alles gut»

Erich erinnert sich noch gut an eine Gerichtsverhandlung, bei der seine Mutter auch anwesend war. Für sie war es eine schockierende Sache: ihr Sohn ein Krimineller! Trotzdem hat sie sich nie von ihm abgewendet, im Gegenteil. Sie sagte ihm: «Es kommt alles gut!»
Nach diversen Rückfällen und Zeiten, in denen es ihm zwischendurch besser ging, verbrachte Erich schliesslich ein Jahr im Effingerhort, einer bekannten Rehaklink, damals «Trinkerheilanstalt» genannt.
Aber auch nach diesem Aufenthalt hatte er immer wieder Rückfälle. Erich lebte dann in einer Wohngemeinschaft im «Töpferhaus» in Aarau, wo er mit gläubigen Leuten in Kontakt kam. Er hatte aber immer das Gefühl, «das stimmt sowieso nicht, die erzählen irgendwas, aber leben trotzdem nicht danach».

Eine Hand auf seiner Schulter

Irgendwann ging es Erich so schlecht, dass er dem ganzen «Theater», sprich seinem Leben, ein Ende setzen wollte. Völlig «zugedröhnt» ging er in Aarau beim Bahnhof auf die Gleise und marschierte los Richtung Tunnel, in der Hoffnung, dass bald ein Zug kommen würde. Stattdessen spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter, die ihn wegzog, runter von den Gleisen, und wieder Richtung Strasse führte. Ein Erlebnis, das Erich nie mehr vergessen wird! In der WG sagten die Leute zu ihm: «Ja, das war Jesus.» Zu diesem Zeitpunkt konnte er das noch nicht so richtig glauben.

Ein paar Monate später musste Erich aus der WG ausziehen, da es eine Umstrukturierung gab, und fand zum Glück eine Wohnung im Nachbardorf. Zur gleichen Zeit fragte ihn jemand, ob er einen zweijährigen Hund haben möchte. Dieser werde sonst erschossen, da er kein guter Wachhund sei. Sofort entschloss er sich, den Hund aufzunehmen. Schnappi, so hiess er, wurde seine Rettung, erzählt Erich. Von da ging es stetig bergauf.
Seit dieser Zeit konsumiert Erich keinen Alkohol und keine Drogen mehr und hatte – trotz mancher Krise – keine Rückfälle mehr. Viele Leute sagten zu ihm: «Siehst du, Jesus wirkt!» Auch wenn es manchmal jahrelang dauert.

Kein Auf und Ab mehr

Dass Jesus wirkt, glaubt Erich inzwischen auch selbst. Elf Jahre vor seiner Pensionierung hat er bei der Heilsarmee eine Stelle als Abwart bekommen und dadurch auch viel Stabilität gewonnen. Vor gut zwei Jahren hat er sogar mit dem Rauchen aufgehört. Heute zählt Erich zu den regelmässigen Gottesdienstbesuchern der Heilsarmee in Aarau.

Fragen an Erich zum Umgang mit Suchtbetroffenen und zur Legalisierung von Drogen

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